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Der Nürburgring während der Bauphase

Bilder: Jakob Kaltz, Dr. Paul Wolff + Tritschler e.K. - Historisches Bildarchiv, Burkhard Köhr


Die gesamte Strecke einschließlich der Südschleife wurde in vier Bauabschnitte unterteilt. Jeder Bauabschnitt wurde an ein anderes Bauunternehmen vergeben:

 

von km 9,0 bis 16,0 (Quiddelbacher Brücke bis Niki-Lauda-Links) an die Firma Westdeutsche Bau-Union, Köln

Los II:

von km 16,0 bis 23,0 (Niki-Lauda-Links bis zum großen Sprunghügel im Pflanzgarten inkl. der Steilstrecke) an die Firma C. Baresel AG, Stuttgart

 

Los III:

von km 23,0 bis 28,0 (großer Sprunghügel im Pflanzgarten bis Start/Ziel), von 0,0 bis 0,5 (Start/Ziel bis Einbiegung Südkehre) und von 6,5 bis 9,0 (Gegengerade bis zur Quiddelbacher Brücke) an die Firma C. Altenberg, Köln

 

Los IV:

von km 0,5 bis 6,5 (Südkehre, Einfahrt Südschleife bis Wiedereintritt in die Südkehre) an die Firma Perthel und Co., Köln.

 

Die Bauunternehmung C. Baresel AG hat weiterhin die Beton- und Eisenbetonarbeiten der Haupttribüne am Start- und Zielbereich ausgeführt.

Zudem errichtete das Unternehmen den Basaltbruch Lützel-Acht und beförderte den Steinschlag für die Trassierung der Rennstrecke auf einer eigens angelegten 3 km langen Waldbahn (Lorenbahn) zur Rennstrecke. Besonderen Wert legte das Unternehmen Baresel auf die Tatsache, dass es die 450 m lange Steilstrecke mit bis zu 27 % Steigung angelegt hatte.

 In der Lützel-Acht wurde der Basalt über 3 Terrassenstufen abgebaut. Der Basaltbruch ist nach Abschluss der Nürburgringbauarbeiten in Vergessenheit geraten und wurde wieder der Natur überlassen. Die Lützel-Acht ist heutzutage zugewuchert. Nur vereinzelt gibt die Eifel noch einen Blick auf die Basaltquader frei. Dem unbedarften Eifelwanderer fällt im Kaltenborner Wald nur der urplötzliche steile Abhang zum ehemaligen Steinbruch auf. Sonst erinnert heute nichts mehr an diese Geburtsstätte des Nürburgrings, die von Spitzhacken, Sprengungen und dem Lärm der Lorenbahn erschüttert wurde.


Meilensteine beim Bau des Nürburgrings:

 

27. April 1925

Beginn der kleinen Notstandsarbeiten durch etwa 60 Mann. (Herstellung von Kahlschlag auf dem Galgenkopf)

 

30. April 1925

Beginn der Vermessungen

 

8. Mai 1925

Vertrag zwischen dem Kreis Adenau und dem Gau IV des ADAC. Der Kreis Adenau verpflichtet sich zum Ausbau der projektierten Rennstraße. Der Gau IV des ADAC verpflichtet sich zur Veranstaltung von jährlich 3 – 4 größeren Rennen auf der zu erbauenden Rennstraße.

 

18. Mai 1925

Denkwürdige Sitzung des Kreistages des Kreises Adenau, in der einstimmig der Bau der Rennstrecke beschlossen wird.

 

13. Juni 1925

Übertragung der Bauleitung an das Ingenieur-Büro G. Eichler-Ravensburg.

 

1. Juli 1925

Beginn der großen Notstandsarbeiten.

 

10. Juli 1925

Öffentliche Einspruchs-Versammlung auf der Nürburg in Anwesenheit von 110 Teilnehmern aller Kreise über die Einsprüche der Naturschutzverbände und des Eifelvereins gegen den geplanten Bau der Rennstrecke wegen Verunstaltung der Eifellandschaft. Der Einspruch wird verworfen.

 

13. August 1925

Genehmigung des Nürburgrings als große Notstandsarbeit durch das Ministerium.

 

13. – 15. August 1925

Streckenbegehung zur vorläufigen Sicherung des Grunderwerbs.

 

14. August 1925

Abschluss der Verträge mit den 4 Baufirmen.

 

27. September 1925

Grundsteinlegung durch den Oberpräsidenten am Start-/Zielgelände.

 

27. Oktober 1925

Ausstellung eines Modells des Nürburgrings auf der Automobil-Ausstellung in Berlin.


30. Oktober 1925

Feststellung des Namens „Nürburg-Ring“ für die Erste Deutsche Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstraße für Kraftfahrzeuge.

 

4. Februar 1926

Vertrag des Kreises mit der Firma Ww. Herbrand (Adenau) zwecks Herausgabe der illustrierten Monatszeitschrift „Der Nürburg-Ring“. Durch die Zeitschrift "Der Nürburg-Ring", wurde versucht, den Bekanntheitsgrad des Eifelkurses zu steigern und das Interesse der zukünftigen Zuschauer zu wecken.

 

21. Juli 1926

Beschluss des Provinzial-Ausschusses auf Bewilligung eines Darlehens von 450.000,- Mark an den Kreis Adenau für den Bau des Nürburgrings.

 

28. August 1926

Erste Klubfahrt auf fertiggestellten Teilen des Nürburgrings durch den Automobil-Club Adenau.

 

November 1926

Festsetzung der Termine für die großen motorsportlichen Veranstaltungen für 1927 durch den ADAC, AvD und DMS

 

16. Februar 1927

Gründung der Reklame-Gesellschaft „Nürburg-Ring“ mbH in Adenau.

 

28. Mai 1927

Befahrung der Renn- und Prüfungsstraßen durch die Teilnehmer der Westdeutschen Gebirgs-Prüfungsfahrt.

 

9. Juni 1927

Besichtigung des Nürburgrings durch Vertreter der UCI (Union Cycliste Internationale) zur Vorbereitung der Rad-Weltmeisterschaft für Straßenfahrer am 21. Juli 1927.

 

11. Juni 1927

Landespolizeiliche Abnahme des Nürburgrings. Der Bau des Nürburgrings hatte rund 6 Millionen Reichsmark gekostet. 

 

18. / 19. Juli 1927

Eröffnungsfeier und Eifelrennen

 

 

Nachfolgend vier Bilder aus dem Fotoalbum von Hans-Werner Kaltz. Es handelt sich dabei um Erbstücke seines Großvaters Jakob Kaltz, der als Bauarbeiter von 1925 - 1927 am Ring beschäftigt war und auch auf einem Foto abgebildet ist.


Die Bauleitung hatte der Architekt G. Eichler vom Ingenieur- und Architektur-Büro Ravensburg. Das Ingenieurbüro beauftragte den Fotografen Dr. Paul Wolff die Arbeiten am Nürburgring zu dokumentieren. Leider haben nur wenige Bilder den Zweiten Weltkrieg überstanden. Viele der Glasplattennegative wurden bei einem Bombenangriff zerstört. Weitere Dokumente, die im Archiv der Nürburgringverwaltung lagerten, wurden im März 1945 von alliierten Soldaten teilweise zerstört oder mitgenommen.

Die nachfolgenden Aufnahmen vom Fotografen Dr. Paul Wolff hatte ein amerikanischer Soldat aus dem Verwaltungsgebäude mitgenommen und sind von seinem Sohn veröffentlicht worden.



Im bevölkerungsarmen Landkreis Adenau waren nicht genügend Arbeitskräfte vorhanden, so daß Arbeiter aus dem gesamten Regierungsbezirk Koblenz hinzugezogen wurden. Zeitweilig waren bis zu 2.300 Beschäftige im Einsatz. Auf der Quiddelbacher Höhe, in Breidscheid, in Nürburg und an der Hohen Acht wurden Barackenlager für jeweils 200 Mann angelegt. So brachte schon die Bauphase wirtschaftliche Impulse, ließen doch die auswärtigen Arbeiter einen Teil ihres Einkommens in der Region.

 


Für die Bilder von den Bauarbeiten am Nürburgring in den Jahren 1925 - 1927 bedanken wir uns bei:

- Hans-Werner Kaltz und Jürgen Lösch
- Thomas Sommer vom Historischen Bildarchiv Dr. Paul Wolff + Tritschler e.K.

Veröffentlichung: 19. April 2000
Letzte Aktualisierung: 27. Februar 2024
Copyright: Burkhard Köhr

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