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Internationales ADAC 12-Stunden-Rennen für Tourenwagen
14. Juli 1963
Bilder Manfred Rommelsheim; Bericht Burkhard Köhr
Nordschleife
Streckenlänge: 22,810 km
"Um den Werner-Engel-Pokal"
Lauf zur Deutschen Rundstrecken-Meisterschaft für Tourenwagen 1963
Entscheidung in der letzten Runde
Training
Im Training fuhren Engelbert Möll und Teddy Pilette mit 10:24,3 Minuten die
Bestzeit. Allerdings startete das Duo außerhalb der Konkurrenz. Der
Simca-Abarth 1300 GT
fiel unter die Kategorie "Prototyp". Bester Tourenwagen war der Jaguar 3,8
Liter von Peter Nöcker und Peter Lindner. Die Stoppuhr blieb bei 10:58,2 Minuten
stehen. Im Training überschlug sich Jörg Klasen (Startnummer 94) mit seinem BMW
700, blieb zum Glück aber unverletzt. Auf einer Wiese hinter dem Fahrerlager
wurde der BMW wieder hergerichtet und konnte am Rennen teilnehmen.
Der BMW 700 von Jörg Klasen und Theo Schmitz nach dem
Trainingsunfall während des Rennens. Klebeband ersetzte die Scheinwerfer und die
Heckscheibe fehlte. Die hinteren Holme waren durch den Überschlag eingeknickt.
Die Teilnehmerzahl für das 12-Stunden-Rennen war auf 96 Teilnehmer begrenzt. Nach dem Training mit mehreren Motorschäden konnten 89 Wagen an den Start gehen.
Rennen
Erstmalig wurde in Deutschland ein Rennen mit dem Indianapolisstart eröffnet.
Der Start sollte für mehr Sicherheit sorgen. Auslöser für den Indianapolisstart
war unter anderem die Massenkarambolage beim 6-Stunden-Rennen des Vorjahres. Den
Führungswagen (ein BMW-Cabriolet) für den Indianapolisstart fuhr Helmut Rathjen.
Im Wagen mit dem Blick zum Starterfeld und einer erhobenen Flagge in der Hand
stand Dr. Theden. Mit dem Senken der Flagge um 7:00 Uhr gab er das Rennen nach
einer Einführungsrunde über die Start- und Zielschleife bei strahlendem
Sonnenschein frei.
Sofort übernahm Startfahrer Peter Lindner (Jaguar 3,8 Liter) die Führung.
Der Jaguar 3,8 Liter mit den Gesamtsiegern Lindner/Nöcker in
der Grünen Hölle
Peter Lindner suchte die Ideallinie, in dem er seinen Kopf
aus dem Fenster hielt.
Doch schon nach einer Runde übernahmen Teddy Pilette/Engelbert Möll auf dem Simca-Abarth 1300 Prototyp mit der Startnummer 122 die Führung. Erstmalig war für das 12-Stunden-Rennen eine Sonderklasse für Spezialtourenwagen und Prototypen ausgeschrieben worden. Neben dem Simca-Abarth starteten in dieser Klasse noch 3 Martini-BMW-Prototypen von der Renngemeinschaft Martini (Startnummer 119 bis 121). Die Prototypen liefen außer Konkurrenz und fuhren um einen Sonderklassensieg.
Engelbert Möll (Schweiz) und Teddy Pilette (Belgien) starteten
mit dem Simca-Abarth 1300 GT Prototyp außer der Konkurrenz. Sie kamen mit 3
Runden Vorsprung vor den Gesamtsiegern Lindner/Nöcker ins Ziel. Die
Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 122,1 km/h.
Einer der drei gestarteten Martini-Prototypen
In der ersten Phase des Rennens lautete die
Reihenfolge hinter Pilette/Möll:
- Linder/Nöcker (Jaguar)
- Frère/Bianchi (Fiat 2300 S Coupé)
- Arena/Langeneste (Fiat 2300 S Coupé)
In der ersten Hälfte des Rennens gab es dann die böse Überraschung bei
Nöcker/Lindner. Peter Nöcker musste mit einem gebrochenen Querstabilisator an
der Hinterachse die Boxen anfahren. Innerhalb von 37 Minuten wurde der Schaden
per Schweißgerät behoben.
An 17. Stelle liegend nahm Peter Lindner das Rennen wieder auf. In den folgenden Runden holte Peter Lindner bis zu 30 Sekunden auf die Spitze je Runde auf. Im letzten Drittel des Rennens übernahmen kurzfristig Peter Neerpasch und Karl-Magnus Skogh (Volvo 1,8), bedingt durch einen Fahrerwechsel, die Führung. Zu diesem Zeitpunkt lagen Peter Nöcker und Peter Lindner an 4. Stelle.
Der Volvo 122 S von Neerpasch/Skogh. Im Bild ist
Karl-Magnus Skogh am Steuer.
Paul Frére auf Fiat 2300S Coupé vor den Boxenanlagen.
Das Teilnehmerfeld dezimierte sich im Laufe des Rennens. Teilweise waren Fahrer zu optimistisch mit ihrem Tankinhalt in die nächste Runde gegangen und blieben ohne Sprit auf der Nordschleife stehen. Ein häufiger Ausfallgrund war Radbruch. Allein 6 Fahrzeuge mussten dadurch das Rennen unfreiwillig beenden. Von der Rennleitung wurden 3 Fahrzeuge aus dem Rennen genommen, die länger als 1 Stunde an der Box oder auf der Nordschleife gestanden hatten und dann wieder das Rennen aufnahmen.
Eine sportliche Höchstleistung vollbrachte der damals 50jährige Fritz Bischoff. Mit einem Mercedes 220 SE startete er alleine in der Klasse 8 "Tourenwagen bis 2500 ccm Hubraum". Die Rennleitung verpflichtete ihn, alle 3 Stunden eine Zwangspause von 15 Minuten einzulegen. Auf dem dritten Platz in seiner Klasse beendete er das Rennen nach 49 Runden bzw. 12:04:46,8 Stunden.
In den letzten Runden übernahm Peter Nöcker wieder den Jaguar und setzte sich an die 2. Stelle hinter Frère/Bianchi. In der vorletzten Runde betrug der Vorsprung von Frère/Bianchi knapp über 1 Minute. In der letzten Runde betrug der Vorsprung bei Start- und Ziel 28 Sekunden. Peter Nöcker wiederholte in der letzten Runde seine meisterhafte Aufholjagd. Er überholte Paul Frère im Streckenabschnitt Karussell und gewann das Rennen mit 2 Sekunden Vorsprung vor Paul Frère/Lucien Bianchi. Auf dem dritten Platz landeten Neerpasch/Skogh.
Sensationell belegten Johann Ortner/Heinz Liedl mit
ihrem Steyr Buch 650 T den 11. Gesamtrang. Sie wurden Klassensieger bei den
Tourenwagen bis 700 ccm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 107,7 km/h.
Tödlicher Unfall
Dieses sehr spannende Rennen wurde leider von einem tödlichen Unfall
überschattet. Michael Rader (Burscheid) verunglückte mit seinem Alfa Romeo 1,3
Liter im Streckenabschnitt Schwedenkreuz schwer. Der Alfa überschlug sich
mehrmals. Mit einem Rettungshubschrauber wurde Michael Rader in die Bonner
Universitätsklinik geflogen. Auf dem Transport erlag er seinen schweren
Verletzungen. Zum Zeitpunkt des Unfalls lag Michael Rader in der Klasse 5 "bis
1300 ccm Hubraum" in Führung. Beim vorjährigen 12-Stunden-Rennen konnte Michael
Rader mit seinem Teamkollegen Hans Bergmann seine Klasse des 12-Stunden-Rennens
gewinnen.
Impressionen vom Rennen
Renngemeinschaft Martini, Nürburgring
Startnummer: 92 BMW 700; Fahrer: Gerhards/Seppmann
Startnummer: 90 BMW 700; Fahrer Hellhauer/Winkler
Johannsson/Johannsson belegten mit ihrem Saab 96 den 1. Platz in der Klasse
3 bis 850 ccm Hubraum.
In der Klasse bis 1300 ccm siegten Hans-Dieter Dechent/Ernst Furtmayer
mit ihrem Alfa Romeo TI
Gerhard Bodmer (Dingolfing) auf seinem Glas 1204.
Jochen Neerpasch relaxt vor dem Start beim Smalltalk mit einer Dame
vom Ring
Die Gegengerade des Nürburgrings
Artur Felts und Rigo Steffen mit einem Volvo 1,8 Liter
VW Käfer im Renneinsatz.
Startnummer 36: Peter Thoenmissen und Rainer Lübbers
Startnummer 37: Wilfried Staschull und Jörn-Peter Bolz. Im Hintergrund mit der
Startnummer 117 der NSU-Prinz von Roland Heck und Rolf Scheel.
Honoré Wagner und Nicolas Koob mit einem Fiat. Zwei Jahr später bestritt
dieses Fahrerduo auch das 1000-Kilometer-Rennen am Ring. Während des
1000-Kilometer-Rennens 1965 verunglückte Honoré Wagner tödlich.
Franz Rader und Hans Bohlmeier mit einem Alfa-Romeo 2,6 Liter.
Ausgangs der Wehrseifenbrücke geriet der Fiat D von Heinz Winz/Heinz
Berkmann kurz auf den Grünstreifen.
Der DKW Junior von Peter Marx/Eberhard Gerstte in voller Fahrt im
Streckenabschnitt Wehrseifen.
Der DKW F 12 von Günter Schreiber/Kurt Pfnier vor dem Saab 96 von
Johannsson/Johannsson.
Siegerehrung
Peter Lindner und Peter Nöcker bei der Siegerehrung. Sie belegten
den 1. Platz
Paul Fère (Ex-Grand-Prix-Fahrer) wurde mit Lucien Bianchi Zweiter im
Gesamtklassement. Sie belegten bei den Tourenwagen bis 2500 ccm auf Fiat 2300 S
Coupé den 1. Platz.
Jochen Neerpasch und Karl-Magnus Skogh siegten auf Volvo 122 S in der
Klasse bis 2000 ccm und belegten im Gesamtklassement den 3. Platz.
Jochen Neerpasch nach der Siegerehrung zum 3. Platz
Hans-Dieter Dechent (Saarbrücken) und Ernst Furtmayer (München) siegten
in der Klasse bis 1300 ccm auf Alfa Romeo TI.
Gesamtplatzierung
Platz |
Fahrer |
Marke |
Runden |
Zeit (Stunden) |
Durchschnitt |
1. |
Nöcker/Lindner |
Jaguar |
62 |
12:00:18,2 |
120,0 km/h |
2. |
Frère/Bianchi |
Fiat 2300 S Coupé |
62 |
12:00:20,4 |
120,0 km/h |
3. |
Neerpasch/Skogh |
Volvo 122 S |
62 |
12:02:50,4 |
119,5 km/h |
Sieger in den einzelnen Klassen
Klasse | Hubraum | Fahrer | Marke | Runden | Zeit (Stunden) | Durchschnitt |
9 | über 2500 ccm | Nöcker/Lindner | Jaguar |
62 |
12:00:18,2 |
120,0 km/h |
8 | bis 2500 ccm |
Frère/Bianchi |
Fiat 2300 S Coupé |
62 |
12:00:20,4 |
120,0 km/h |
7 | bis 2000 ccm |
Neerpasch/Skogh |
Volvo 122 S |
62 |
12:02:50,4 |
119,5 km/h |
6 | bis 1600 ccm | Donegan/Brunt | Ford-Cortina | 59 | 12:02:50,9 | 111,7 km/h |
5 | bis 1300 ccm | Dechent/Furtmayr | Alfa Romeo TI | 59 | 12:03:28,7 | 111,5 km/h |
4 | bis 1000 ccm | Warmbold/Linzenburg | DKW F-12 | 54 | 12:07:20,4 | 101,6 km/h |
3 | bis 850 ccm | Johannsson/Johannsson | Saab 96 | 57 | 12:01:12,6 | 108,3 km/h |
2 | bis 700 ccm | Ortner/Liedl | Steyr-Puch | 57 | 12:03:37,2 | 107,7 km/h |
1 | bis 600 ccm | Menzel/Böhm | NSU-Sportsprinz | 53 | 12:05:25,5 | 100,0 km/h |
:
Für die Bilder und Informationen von dem 12-Stunden-Rennen 1963 bedanken wir
uns bei:
- Dirk Rommelsheim, der uns die Bilder seines Vaters Manfred Rommelsheim zur
Verfügung gestellt hat
- Werner Ullrich
Besten Dank für die tollen Aufnahmen vom Ring!
Copyright: Burkhard Köhr