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Rallye Monte Carlo

24. - 25. Januar 2004

Fotos und Bericht von Alesi 27 und Wolffi

Steilstrecke meets Monte

 Es begab sich eines Abends zum "Shakedown" bei Avcis Kneipeneröffnung in Köln, Träume wahr werden zu lassen:

„In zehn Tagen geht´s zur Monte.“ 

Wenig gesagt, viel gepackt, noch mehr gefahren. 

Nach der Qual der Wahl zwischen 34 luftgekühlten PS im Käfer mit Christbaum und Standheizung oder dem soliden Kombi-Diesel-Benz mit Karbon-Dachbox entschieden wir uns für niedrigen Verbrauch und komfortablen Schlaf.

Also starteten wir über den Gotthard; ab Mailand nur noch über Landstraßen und den verschneiten Col de Tendre weiter nach Sospel.

Dort wurden wir um 4 Uhr nachts nach 13 Std. Fahrt von englischen Wohnmobilen begrüßt. Der eigenst zusammengestellte WP-Planer führte uns auf den Donnerstags- Trainingsprüfstand 9,6 km von und nach Sospel. Nach mehreren WP-km konnte unser Wuchtgerät eine geeignete Nische zum Schlafen finden, aus der man wunderbar am Wegesrand die morgig herbeieilenden WRC-Mühlen aus dem Schlafsack abklatschen konnte. Nach einer kurzen Nacht und einem kurzen Frühstück Auge in Kampfauge mit Carlos Sainz und seinen WM-Kollegen.

        

Nach Erkundung der Haftgrenzen der nächstgelegenen Streckenabschnitte standen die Spitzkehren von Sospel und der anschließende Service auf dem Plan.

Auf dem Abwärtsweg nach Sospel überraschten uns, wie etliche andere Zuschauer, urplötzlich um die Ecke driftende WRC-Prügel, die uns mehr als bedrohlich nah auf die am Abgrund zur Schlucht als psychologische Notanker gebauten Mäuerchen drängten.

Die Organisatoren der Köln-Ahrweiler haben keinerlei Ahnung, wie eine publikumsfreundliche Rallye zu führen ist.

  

Auf dem Run zu Start und Ziel lief uns auch Ernst Berg über den Weg. Als Michelin-Männchen in „steilstreckengrün“ warm eingepackt hat auch Ernst uns nicht übersehen können. Kurz drauf trafen wir uns zwei Spitzkehren weiter gegen Ende des Shakedowns mit Ernst, Petra und Richard zu ersehnten Blicken über Sospel und den Service.

Wir gingen noch einen erweckenden Kaffee mit mind. 100 Jahren Rallye- Erfahrung trinken.

           

Von Sospel starteten wir zur Auftakt- WP zwischen Selonnet und Breziers. Auf den nun folgenden 7 Std. wuchteten wir den Benz durch unerwartet atemberaubende Landschaften. Am Zielort unserer Reise erreichten wir die WP und spionierten erstmal die Schneelage auf dem sich vor uns ergießenden Asphaltband.

Die Schlafplatzsuche in der WP gestaltete sich sehr schwer. Jede sich auftuende Halbmöglichkeit war von ortskundigen Rallyevögeln in Beschlag genommen.

Nach einer Schneewand tat sich ein tief verschneites Plätzchen direkt am Abgrund auf, in das wir unseren Benz hineinrammten.

Wir outeten uns als blutige Anfänger ohne Schaufel und passende Schneeketten, als wir mit bloßen Händen die Karre freiwühlen mussten.

Am nächsten Morgen genossen wir unser erstes Frühstück im Schnee, gefolgt von der sich doch nicht anbahnenden WP.

Diese wurde wegen zu hohem Zuschauerandrang nicht gestartet. Mehrere Stunden später erreichten uns dann doch die Rallye-Kisten zum Stelldichein im Schnee.

      

           

Nach den ersten Eindrücken der WM-Schlacht und kurzem Aufwärmen mit heißen Getränken ging´s ab zur nächsten Leg des zweiten Tages. Wieder nahmen wir hunderte verzaubernde Kilometer auf unserem Drift durch die Seealpen.

Wider Erwarten erreichten wir den Col de Bleine nach steiler und verschneiter Anfahrt, auf der wir noch die Barlage im nahegelegenen 5-Häuser-Dorf abgecheckt haben.

Nachdem wir das Auto auf dem Col de Bleine im direkten Zielbereich abgestellt und schlafbereit verlassen hatten, konnten wir uns getrost nach der Streckenbegehung zur ersten Bar am Platze abseilen. 4 km fast freier Fall mit anschließendem Volleinschlag in den Gemäuern der Kneipe. Nach einigen Runden Rallye-Quartett mit dem Dorfältesten lernten wir viele neue Freunde kennen und mit ihnen den Pastis, der uns den Heimweg vergessen oder verdrängen ließ.

Obwohl die WP erst mittags begann, ließen wir keinen Stress zu und frühstückten bei Minusgraden am Streckenrand: wunderbarer Ausblick vom besten Platz der Spitzkehre. Trotz fast abgefrorener Zehen kam nicht das Gefühl auf, etwas falsch gemacht zu haben. Schade nur, dass Carlos ein paar Kurven vor uns rausflog.

     

  Den zweiten Durchgang dieser WP schauten wir am gleichen Ort an. Man muss sich mal einige Tausend Südländer im Winter auf schneebedeckten Alpenpässen campend bis zum Rennstart vorstellen. Da kommen Gefühle hoch. Der Geist des 24h-Rennens verschmilzt hier unter dem Gefrierpunkt mit den enthusiastischen Franzosen und Italienern, die unter Beihilfe von Panizzi und Loeb zu Höchstformen aufliefen.

Nun hieß zum Rallye-Mekka am Col de Turini zu pilgern. Nur hatten wir unsere Rechnung ohne die fleißige Gendarmerie gemacht, die es schon am Vorabend verstanden, die Passhöhe zu verteidigen. Über verschiedene Zubringerstraßchen rannten wir an, doch im Endeffekt konnte uns nur ein ortskundiger Pizzabäcker weiterhelfen, und siehe da: Gut Ding will Weile haben, der Bremsen wegen sei uns gnädig, erreichten wir den verschneiten Bergkamm auf 1600m ü.N.N. Schlaflos am Turini traf dann doch nicht ganz zu und um halb sieben schrie der Hahn noch vor dem Morgengrauen. Zur Ortsdurchfahrt waren wir zeitig am Platz.

           

Für den Col de Turini haben wir und mit uns tausend andere Fans die Strapatzen auf uns genommen. Doch leider wurden wir enttäuscht Die Rallye-Profis hatten für Eis und Schnee die falschen Socken aufgezogen und Vorsicht beherrschte das Bild. Nichts desto trotz dürften wir Rallye-WM in fantastischer Landschaft genießen.

Und die Moral von der Geschicht: "Ohne Schneeschipp zur Monte fahr ich nicht."

 Alesi27 und Wolffi

 

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