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Großer Preis von Europa

6. August 1961

350.000 Zuschauer sorgten für eine Traumkulisse und ein Verkehrschaos

Bilder: Werner Ullrich, Willy Geise, Lothar Spurzem, Manfred Rommelsheim, Horst Hoier; Bericht: Burkhard Köhr

Nürburgring-Nordschleife
 Streckenlänge 22,810 km

 Viel Sonnenschein an den beiden Trainingstagen lockte laut Veranstalter 350.000 Zuschauer an den Nürburgring. Am Renntag gab es einige heftige Schauer. Die Nordschleife wurde wieder zu einem riesigen Zeltplatz.

     Der Boxenbereich vom Dach der Boxenanlage fotografiert.   

Im Training fuhr Phil Hill einen neuen inoffiziellen Rundenrekord in 8:55,2 Minuten (= 153,5 km/h) und sicherte sich den ersten Startplatz. Vom zweiten Platz startete Jack Brabham (6 Sekunden Rückstand) vor Stirling Moss und Joakiem Bonnier. Es wurde in der 4-3-4 Aufstellung gestartet. Bester deutscher Fahrer im Training war Wolfgang Graf Berghe von Trips (5. Platz). Hans Hermann startete als Elfter und Wolfgang Seidel (Lotus 21) ging vom 23. Startplatz in das Rennen.


Vor dem offiziellen Training fuhr Stirling Moss mit einer Onboard-Kamera um die Nordschleife. 

Im Training beschädigte Michael May seinen Lotus so stark, dass er zum Rennen nicht mehr antreten konnte.

Innes Ireland
Lotus 21



Jack Brabham
Cooper 

Dan Gurney
Porsche 718



Joakim Bonnier 
Porsche 718


Hans Herrmann
Porsche 718

Ein „nackter“ Formel-Renner im alten Fahrerlager. Es handelt sich wahrscheinlich um den Lotus von Tony Maggs.    

Der Formel-Wagen aus einer anderen Perspektive. Deutlich ist der Schriftzug „Lotus“ zu erkennen.


Die Boxenanlage 1961.


Damals wurde für die Bereiche Rennstrecke und Boxengasse ein anderer Fahrbahnbeleg verwendet, um so optisch die Trennung sichtbar zu machen. Leitplanken oder eine Boxenmauer war noch nicht „State of the art“. Im Bild sind u.a. zwei Porsche zu sehen. Einmal mit der Startnummer 8 Joakim Bonnier und mit der Startnummer 10 Edgar Barth.

 

AvD-Rheinland-Pfalz-Preis

Im Rahmenprogramm zum GP von Europa starteten die GT-Wagen um 12:00 Uhr um den „AvD-Rheinland-Pfalz-Preis“. 41 Wagen hetzten 6 Runden um die Nordschleife. Von Beginn an ging Carlo Abate (Ferrari) in Führung und fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen.


Die GT-Fahrzeuge bei der Startaufstellung.

Fitz Hahnl
Porsche Carrera Abarth
Klasse bis 2000 ccm


"Rex Daintry"
Porsche Carrera
Klasse bis 2000 ccm

Jakob Richi
Alfa Romeo GSZ
Klasse bis 1300 ccm






Bernd Degner
Lotus Elite
Klasse bis 1300 ccm

Vor dem Start flog die Kunstflugstaffel "Sky Blazers" über den Start- und Zielbereich hinweg. Danach fuhr Juan-Manuel Fangio eine Ehrenrunde in einem Mercedes 300 SL. Der Wagen wurde von Hans Karl Kling gelenkt.  Der Start zum Formel-1-Rennen erfolgte dann mit etwas Verspätung um 14:10 Uhr. Als Starter fungierte der fünffache Formel-1-Weltmeister Juan-Manuel Fangio.


Juan Manuel Fangio bei der Ehrenrunde im Mercedes 300 SL.


Noch 16 Minuten bis zum Start um den „Großer Preis von Europa“.

 


Joakim Bonnier (Porsche 718)

 

 


Auf dem Bild sind Stirling Moss, Wolfgang Graf Berghe von Trips und Graham Hill (v.l.n.r) zu sehen. Das „Deta“-Reklame-Kissen wird zwischenzeitlich gefüllt (siehe auch folgende Bilder).

 
V.l.n.r.: Stirling Moss, Jim Clark (im Hintergrund) und Joakim Bonnier

 


Toni Ulmen und Juan Manuel Fangio

 

 
Dritter von Links: Juan Manuel Fangio. Den größten Überblick vor dem Start hatte wahrscheinlich der junge Fan zwischen den beiden Reklameschildern.


Hans Hermann stärkte sich vor dem Rennen mit einem „Energy-Drink“. Vielleicht handelte es sich um eine Limonade mit (!) Zucker.

 


Fangio mit der Starter-Flagge in der Hand.


Noch 30 Sekunden bis zum Start.

 


Um 14:10 Uhr senkte Juan-Manuel Fangio die Flagge zum Start durch die Grüne Hölle.

Während an den beiden Trainingstagen die Eifelsonne lachte und ein azurblau die Ringfans begrüßte, hatte es vor dem Start einige Schauer gegeben. Die Bewölkung riss wieder auf und die Sonnenstrahlen trockneten die Rennfans. Trotzdem waren im Westen noch dunkle Wolken zu sehen. Welche Reifen sollten die Teams montieren? Regen- oder Trockenreifen? Jack Brabham auf Cooper stand in der ersten Startreihe und ließ vorne Regenreifen und hinten Slicks aufziehen. Er kam als erster vom Start weg, aber sein Rennen endete bei dieser außergewöhnlichen Reifenwahl schon im Streckenabschnitt „Hatzenbach“. Er rutschte von der Bahn und flog durch die damals noch vorhandenen Hecken. Jack Brabham blieb unverletzt.

Stirling Moss überholte Phil Hill in der ersten Runde im Streckenabschnitt Karussell. Danach konnte er seinen Vorsprung bis zur 9. Runde auf 10 Sekunden ausbauen. 


Stirling Moss

Im weiteren Rennverlauf dieser ersten Runde stieg ein schwarzer Rauchpilz über dem Streckenabschnitt „Schwalbenschwanz“ auf. Innes Ireland kam von der Strecke ab und sein Lotus fing Feuer. Innes Ireland konnte den Wagen gerade noch fluchtartig verlassen als der Tank explodierte. Die Explosion war so heftig, dass herumfliegende brennende Wrackteile einige Fichten am Streckenrand in Brand setzten.

Der Schwede Joakim Bonnier hielt nach der ersten Runde wegen eines Reifendefektes mit seinem Porsche vor der Box. Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein schlug auf einen Monteur ein und warf ihn über die Boxen-Barriere. Der Monteur war in der Hektik des Rennbetriebes als dritter Mann an Bonniers Wagen gelaufen. Laut Reglement durften nur zwei Monteure an einem Rennwagen arbeiten. Es drohte die Disqualifikation. Dieser Zwischenfall hatte auf den weiteren Rennverlauf keinen Einfluss mehr. In der 5. Runde musste Joakim Bonnier seinen Porsche mit Motorschaden abstellen.

Wolfgang Seidel (Düsseldorf), der seinen defekten Lotus (Lenkungsschaden) im Schneckentempo um den Ring bewegte, nahm Innes Ireland auf seinem Heck stehend mit zu den Boxen, wo dieser seinem Teamchef Colin Chapmann Bericht erstattet. Wolfgang Seidel beendete in der 3. Runde ebenfalls sein Rennen.

In der zweiten Runde berührten sich Dan Gurney und Graham Hill eingangs der Südkehre. Graham Hill schleuderte von der Bahn und musste das Rennen aufgeben. Dan Gurney konnte nach einem wilden Drift weiterfahren.

 In der siebten Runde führte Stirling Moss mit mehr als 15 Sekunden vor seinen nächstem Verfolger Phil Hill.

   
Der Dunlop-Turm zeigte die Reihenfolge in der siebten Runde an:
Stirling Moss Nr. 7
Phil Hill Nr. 4
Wolfgang Graf Berghe von Trips Nr. 3
Jim Clark Nr. 14
John Surtees Nr. 18
Willy Mairesse Nr. 6
Dan Gurney Nr. 9

Graf Berghe von Trips überholte in der 8. Runde seinen Teamkollegen Phil Hill. Phil Hill blieb Trips dicht auf den Fersen und konnte ihn wieder überholen. Wolfgang Graf Berghe von Trips gelang dann in der zehnten Runde als erster Fahrer unter die Neun-Minuten-Grenze zu kommen. Er fuhr 8:59,9 Minuten. Kurz darauf blieben für Phil Hill die Uhren bei 8:57,8 Minuten stehen. 


In der in 10. Runde war die Reihenfolge:
Stirling Moss Nr. 7  
Wolfgang Graf Berghe von Trips Nr. 3
Phil Hill Nr. 4  
Jim Clark Nr. 14  
John Surtees Nr. 18  
Willy Mairesse Nr. 6  
Bruce McLaren Nr. 2
 

Kurz vor dem Ziel überholte Graf Berghe von Trips erneut Phil Hill und beendete auf dem 2. Platz vor heimischem Publikum die 15-Runden-Hatz auf der Nordschleife.

     
Sieger Stirling Moss, Lotus

     
  Wolfgang Graf Berghe von Trips, Ferrari 156, belegte vor heimischen Publikum den zweiten Platz.

       

  
Phil Hill (Ferrari) musste sich kurz vor Ende des Rennens Wolfgang Graf Berghe von Trips geschlagen geben und wurde Dritter.


Jim Clark (Lotus) wurde Vierter.

  
John Surtees (Cooper) wurde Fünfter.

  
Bruce McLaren (Cooper) wurde Sechster.

     
Dan Gurney (Porsche 718) wurde Siebter.


Richtie Ginther (Ferrari 156) wurde Achter.


Jack Lewis (Cooper) wurde Neunter.


Roy Salvadori (Cooper) wurde Zehnter.


Tony Maggs (Lotus) wurde mit einer Runde Rückstand Elfter.

     
Hans Hermann (Porsche 718) wurde Dreizehnter.

  
Graf Carel de Beaufort (Porsche 718) wurde Vierzehnter.


Tony Marsh (Lotus) wurde mit zwei Runden Rückstand Fünfzehnter.


Gerry Ashmore (Cooper) erreichte mit zwei Runden Rückstand als 16. und letzter gewerteter Fahrer die Ziellinie.

  
Tony Brooks (BRM) fiel in der 6. Runde mit Motorschaden aus.


Bernard Collomb (Cooper) ging mit einer Trainingszeit von 10:23,0 Sekunden vom letzten Startplatz ins Rennen.
In der 11. Runde stellte er seinen Wagen mit Motorschaden ab.


Willy Mairesse (Ferrari 156) schied in der 14. Runde nach einem Unfall aus.


Maurice Trintigant (Osca) stellte seinen Wagen in der 12. Runde mit Defekt ab.


Lorenzo Bandini (Cooper Maserati) fiel mit Motorschaden in der 11. Runde aus.

 
Anfahrt von der Kurve am Fuße der Steilstrecke zum Karussell.

 

 

Großer Preis von Europa 1961
15 Runden à 22,810 km = 342,140 Kilometer
Platz Startnr. Fahrer Marke

Zeit

Ø km/h

Runden

1 7 Stirling Moss Lotus 2:18:12,4 148,5 15
2 3 Wolfgang Graf Berghe von Trips Ferrari 156 2:18:33,8 148,2 15
3 4 Phil Hill Ferrari 156 2:18:34,9 148,1 15
4 14 Jim Clark Lotus 2:19:29,5 147,2 15
5 18 John Surtees Cooper 2:20:05,5 146,5 15
6 2 Bruce McLaren Cooper 2:20:53,8 145,7 15
7 9 Dan Gurney Porsche 718 2:21:35,5 145,0 15
8 5 Richie Ginther Ferrari 156 2:23:35,5 143,0 15
9 28 Jackie Lewis Cooper 2:23:36,1 143,0 15
10 19 Roy Salvadori Cooper 2:30:23,9 136,5 15
Schnellste Runde: Phil Hill, Ferrari 156, 8:57,8 Minuten = 152,7 Ø km/h

 

 

     

     

 

AvD-Nürburgring-Trophäe

Nach der Siegerehrung gab es für die Zuschauer noch ein weiteres Rennen. Es ging um die „AvD-Nürburgring-Trophäe“ der Tourenwagen. Das Rennen ging über 5 Runden. Das große Starterfeld von 56 Wagen führte Peter Lindner (Jaguar) an und siegte vor Markenkollege Peter Nöcker und Volvo-Fahrer Mahle.

 
 Für die Bilder und Informationen von diesem ereignisreichen Großen Preis von Europa 1961 bedanken wir uns bei: 
- Willy Geise
- Horst Hoier
- Dirk Rommelsheim, der uns die Bilder seines Vaters Manfred Rommelsheim zur Verfügung gestellt hat
- Lothar Spurzem
- Werner Ullrich

Anekdote: Willy Geise hatte bei den Besuchen der Formel-1-Rennen am Nürburgring das Glück, eine Runde im privaten Ferrari von Wolfgang Graf Berghe von Trips über die Nordschleife als Beifahrer zu erleben. In einem anderen Jahr saß Willy Geise nach einem langen Motorsporttag mit Freunden im Hotel „Zum Wilden Schwein“ in Adenau. Als Fahrer wie Stirling Moss später das Lokal besuchten, wollte der Wirt die Motorsportfans vor die Tür setzen. Doch ließen sich die Münsterländer nicht davon abbringen, einen gemütlichen Abend unter der Formel-1-Prominenz zu verbringen.

Datum: 5. Januar 2009
Aktualisiert: 4. Dezember 2009
Copyright: Burkhard Köhr

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