6. - 8. Juli 1973
80.000 Motorsportfreunde bevölkerten die
beliebten Zuschauerplätze rund um die Nordschleife. BMW und Ford kämpften um die
Krone des Tourenwagensports. Für dieses prestigeträchtige Rennen wurden
Nordschleifeexperten und Formel 1-Fahrer verpflichtet, unter anderem Jackie
Stewart, Emerson Fittipaldi, Chris Amon und Niki Lauda.
Training
Niki Lauda stellte den Jägermeister-BMW mit
einer Zeit von 8:17,3 Minuten auf die Pole-Position. Hans-Joachim Stuck mit dem
schnellsten Werks-BMW fuhr in 8:20,4 Minuten um die Nordschleife. Somit gab BMW
schon die Marschrichtung vor. Die Ford-Capris folgten auf den Plätzen 3 bis 4
mit Diester Glemser/Jochen Mass und Jackie Stewart/Emerson Fittipaldi.
Das BMW-Schnitzer-Coupé lag mit Victoria
Brambilla und Henri Pescarolo nur auf dem 7. Startplatz. Dies lag an der
geringen Trainingszeit. Victoria Brambilla machte seinem Ruf wieder alle Ehre
und touchierte im Training die Leitplanken, was eine längere Standzeit in den
Boxen zur Folge hatte.
Während der Regenphase im Training zügelte
Jaime Mesia-Figueroa aus Spanien sein südländisches Temperament. Da er mit
Slicks auf eine gezeitete Runde gegangen war, parkte er seinen Capri am
Streckenrand. Über das Ringtelefon erklärte er seinem erstaunten Teamchef, dass
er weiterfahren werde, sobald der Regen aufgehört hat. Das Rennen war für den
Spanier noch früher beendet. Er stelle seinen Ford Capri mit Motorschaden in der
1. Runde im Streckenabschnitt Schwedenkreuz ab.
Rennen
Der Große Preis der Tourenwagen 1973 glänzte
mit einem Starterfeld von 74 Wagen in den Divisionen 1 und 2. Niki Lauda
übernahm von der Pole-Position die Führung. Den ersten Ausfall vermeldete BMW.
Erneut hatte Victoria Brambilla die Leitplanken und seinen BMW demoliert. Nach
einem Reifenplatzer im Streckenabschnitt Metzgesfeld drehte sich der Wagen
mehrfach und rutschte die Leitplanken entlang. Mit demolierter Front schleppte
sich Victoria Brambilla noch bis zu den Boxen und stellte den Wagen ab.
Nach den routinemäßigen Fahrerwechsel setzte
die Pechsträhne für Ford ein. Dieter Glemser übernahm den Ford Capri von Jochen
Mass. Jochen Mass monierte beim Fahrerwechsel die ungenaue Lenkung. Schon in der
nächsten Runde wurde der Ausfall von Dieter Glemser gemeldet. Im
Streckenabschnitt Kallenhard raste Dieter Glemser über die Böschung und
überschlug sich. Der Wagen wurde total zerstört. Dieter Glemser kam mit
Rippenbrüchen relativ glimpflich davon. Es dauerte 4 Runden, bis die
Trümmerteile von der Fahrbahn beseitigt waren und die gelben Flaggen an der
Unfallstelle wieder eingerollt werden konnte.
Nachdem fast alle Werks-Capri ausgefallen
waren, wagte Teamchef Mike Kranefuß noch einen letzten Rettungsversuch für die
Ford-Ehre. Jochen Mass, nach dem Unfall von Dieter Glemser kurzzeitig
arbeitslos, übernahm den Wagen von John Fitzpatrick. Zu diesem Zeitpunkt hatten
Stuck/Amon einen Vorsprung von 2,5 Minuten. In der 35. Runde touchierte Jochen
Mass bei einem zu hastigen Überholmanöver im Streckenabschnitt Breidscheid den
Morris Mini Cooper von Horst und Harald Zimmer. Dabei erlitt das linke Hinterrad
am Capri einen Plattfuß. Aber Jochen Mass fuhr weiter. Im Streckenabschnitt
Brünnchen hatte sich Jochen Mass losgeschnallt und herausgebeugt, um bei
langsamer Fahrt den Reifendefekt in Augenschein zu nehmen. Dabei geriet er auf
den Grünstreifen und überschlug sich im Zeitlupentempo. Der Capri blieb kopfüber
mitten auf der Fahrband liegen. Den Mini Cooper von Horst und Harald Zimmer traf
es nicht besser. Kurz vor Ende des Rennens überschlug sich der Mini in der
Nordkehre.
Super 8 Film von Harald Zimmer
Unfall von Jochen Mass und schnelle Runden von Harald Zimmer mit dem Mini Cooper "Bautek"
Der Super 8 Film ist geschnitten, daher sind Ausschnitte zeitversetzt. Der Unfall von Jochen
Mass geschah erst 7 Runden vor Schluss des Rennens und nicht am Anfang des Films.
Als Ford-Privatteam hielten Klaus Fritzinger
und Hans Heyer die Fahnen hoch. Doch auch sie sollten nicht ungeschoren mit
ihrem Capri RS das Rennen beenden. Kurz vor Rennende löste sich das Federbein
vorne rechts aus dem Querlenker. Mit Schweißdraht (!) wurde das Federbein am
Lenker festgezurrt. Mit dieser waghalsigen Konstruktion beendeten Klaus
Fritzinger und Hans Heyer das Rennen auf dem 10. Gesamtplatz. Hut ab!
Die Division 1 führte Helmut Koinigg an.
Konkurrent Albrecht Krebs rollte mit ausgeschlagenem Schaltheben an die Box.
Nachdem der Schalthebel wieder eingerastet war, übernahm Harald Ertl den BMW
2002. Doch auch bei ihm trat dieses Problem auf. Im Verlauf des Rennens brach
der Schalthebel ab. Mit dem übrig gebliebenen Stumpf wurde weitergeschaltet, was
den Fahrern Blasen an den Händen bescherte. Trotzdem erreichten sie als Dritte
in der Division 1 das Ziel. Sieger in der Division 1 wurden Spartaco Dini und
Carlo Facetti (Alfa Romeo 2000 GTAm) vor dem exotischen Toyota Celica GT von Ove
Andersson und Freddy Kottulinsky.
Startaufstellung zum Großen Preis der Tourenwagen 1973
Einführungsrunde
Ausgangs Nordkurve lenkte Hans-Peter Joisten im Jägermeister-Alpina in
das Bergabstück zum Hatzenbach.
Mit der Startnummer 12 folgte der siegreiche BMW von Stuck/Amon mit
Hans-Joachim Stuck am Steuer.
Der Siegerwagen: BMW 3,3 CSL
Hans Heyer mit dem Ford Capri RS in der Nordkurve.
Zusammen mit Klaus Fritzinger wurde er nach 36 Runden auf dem 10. Platz
gewertet.
Streckenabschnitt Hatzenbach
Die Quiddelbacher Höhe mit der überhöhten Kurve "Hocheichen" im Hintergrund.
Dieter Götting und Werner Rohr (Startnummer 67) mit einem VW Käfer 1302S.
John Fitzpatrick, Gérard Larrousse und Jochen Mass schieden mit dem Ford Capri RS 2600
nach einem Unfall aus. In der Schlussphase hatte Jochen Mass den Wagen übernommen und
überschlug sich im Streckenabschnitt Brünnchen.
Toine Hezemans/Dieter Quester/Harald Menzel belegten nach 41. Runden den 2. Platz.
Dieter Basche und Manfred Mohr schieden frühzeitig aus.
Die Formel-1-Fahrer Jackie Stewart (Helm) und Emerson Fittipaldi konnten das Rennen nicht beenden.
Rechts im Bild Mike Kranefuß.
Kurios war die weiße Lackierung am Capri. Jackie Stewart sollte für den US-Fernsehsender
ABC live aus dem Cockpit berichten. Der Sponsor Roman-Brio-Haarkosmetik bestand auf eine
rot/goldene Lackierung. Da die deutschen Fernsehzuschauer ebenfalls die Bilder aus dem
Cockpit erleben sollten, sprang der Sponsor ab und letztendlich auch der Fernsehsender ABC.
Kurzfristig konnte der Capri keine Lackierung mit den traditionellen blauen Streifen erhalten.
Helmut Koinigg und Hans Heyer mit dem Zakspeed RTL Ford Escort RS 1600.
Gesamtsieger Chris Amon im Fahrerlager
Für die Bilder und Informationen zum Großer Preis der Tourenwagen
1973 bedanken wir uns bei:
- Thomas und Wolfgang Wernig
- Lothar Spurzem
- Andreas Oving
- Harald Zimmer
Veröffentlichung: 21. Februar 2009
Letzte Aktualisierung: 14. November 2021
Copyright: Burkhard Köhr