Start- und Zielschleife
Die Start- und Zielschleife war mit
einer Länge von 2,292 km die kürzeste Streckenlänge von den vier
Streckenvarianten des alten Nürburgrings. Die Start- und Zielschleife umfasste
die Start- und Zielgerade, die Südkehre, die Gegengerade, die Nordkurve und die
Betonkurve als Verbindungsstück zum Start- und Zielplatz.
In der
Planungsphase des Nürburgrings war die Start- und Zielschleife vorrangig als
Austragungsort für Motorradrennen vorgesehen worden. Dies sollte den Fahrern
durch die beiden überhöhten Kurven „Südkehre“ und „Betonkurve“ schmackhaft
gemacht werden.
Bei der
Planung des Nürburgrings war für die Start- und Zielschleife eine Streckenlänge
von 2,238 km vorgesehen. Nach der Fertigstellung des Nürburgrings und der
endgültigen Vermessung 1927 musste das mit der Bauleitung beauftragte Ing.- und
Architekturbüro Ravensburg feststellen, dass die tatsächliche Streckenlänge für
die Start- und Zielschleife 2,292 km betrug.
Bei der
Entstehung des Nürburgrings wurden unterschiedliche Oberflächenverfahren
genutzt. Die Ausführung mit einer Betonoberfläche wurde nur für die Start- und
Zielschleife und die Steilstrecke gewählt, da mit erheblichen Bodensenkungen
gerechnet werden musste. Da die gesamte Start- und Zielschleife mit einer
Betonoberfläche erbaut wurde, wurde die Schleife auch häufiger Betonschleife
genannt. Eine einheitliche Bezeichnung konnte sich in den Jahren nicht
durchsetzen. So trägt es gelegentlich auch zur Verwirrung bei, wenn die
Betonkurve - Verbindungsstück von der Nordkehre zum Start- und Zielplatz - als
Betonschleife bezeichnet wird.
Im
Verlaufe der Ringhistorie wurde in verschiedenen Publikationen die Streckenlänge
gelegentlich mit 2,238 km (= der geplanten Streckenlänge) angegeben. Selbst der
AvD (Automobilclub von Deutschland) war gegen diesen Fehler nicht gefeit. Als
Veranstalter des Großen Preises von Deutschland in den 50er bis 70er Jahren gab
er im Programmheft zum GP von Deutschland 1954 die falsche Streckenlänge an.
Die Start- und Zielschleife mit falscher Streckenlänge (2,238 km) aus dem Programmheft zum Großen
Preis von Deutschland 1954.
Ein
kleines Rechenbeispiel soll die falsche Streckenlänge im obigen Bild
verdeutlichen: Die Länge der Südschleife wird weiterhin mit 7,747 km beziffert.
Da die Südschleife ebenfalls die Streckenabschnitte Start- und Zielgerade, ein
kurzes Teilstück der Südkehre, die Gegengerade, die Nordkurve und die Betonkurve
beinhaltet, bedeutet dies, dass die Südkehre 1954 um 54 Meter gekürzt wurde.
Demgegenüber wird allerdings die Nordschleife weiterhin mit 22,810 km angegeben.
Da die Nordschleife wie auch die Start- und Zielschleife die Südkehre komplett
beinhaltet, hätte auch die Streckenlänge der Nordschleife um 54 Meter verkürzt
angegeben werden müssen.
1931 wurde die Start- und Zielschleife erstmalig
bei der Motorsportveranstaltung „1. Lauf zur Westdeutschen Kraftmeisterschaft“
als eigenständige Streckenvariante genutzt. Die weitere separate Nutzung in den
folgenden Jahren und Jahrzehnten war jedoch selten, wie Ihr euch bei einer Reise
durch unsere Historie überzeugen könnt. Für den Nürburgringfan wie auch den
Motorsportveranstalter war die Start- und Zielschleife mit einer Streckenlänge
von 2,292 km keine echte Alternative zur Nord- und Südschleife. Es fehlten die
schwierigen und legendären Streckenpassagen und Sprunghügel. Der Vorteil der
Start- und Zielschleife war allerdings der gute Überblick für den Zuschauer über
das gesamte Renngeschehen. Diesen Vorteil machte sich 1974 der Automobil-Club
Mayen zu Nutzen. Er erhob die Motorsportveranstaltung „Super-Sprint“ aus der
Taufe und belebte damit fortan die Start- und Zielschleife. Der Super-Sprint war
die größte Motorsportveranstaltung auf der Start- und Zielschleife.
Weitere bekannte Veranstaltungen in den 1970er
Jahren auf der Start- und Zielschleife waren:
- Rund um das Bayerkreuz
- Rund um den Contiturm
- Oldtimer Grand Prix
Die Start- und Zielschleife wurde bei den großen
Motorsportveranstaltungen hauptsächlich als Aufwärmrunde beim Training und als
Einführungsrunde bei fliegenden Starts genutzt. So bot sich für den Rennfahrer
am Ende der Gegengerade, noch vor der Nordkurve, die Möglichkeit direkt wieder
auf den Start- und Zielplatz einzubiegen. Ab den späten 1950er Jahren war die
Gegengerade mit dem Start- und Zielplatz durch einen Drahtzaun abgegrenzt. In
Höhe der Einmündung des alten Fahrerlagertunnels konnten die Rennsportakrobaten
durch ein Tor wieder in den Boxenbereich abbiegen.
Training zum Großen Preis von Deutschland 1969.
Am Ende der Gegengerade biegen die Fahrer durch das Tor in den Boxenbereich ab.
Wie auch die Südschleife wurde die Start- und
Zielschleife mit dem Neubau des Grand-Prix-Kurses 1983 Historie. Die Schleife
kam komplett „unter die Bagger“.