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35. Int. ADAC 24h-Rennen

7. - 10. Juni 2007

Bericht: Eifelburki - Bilder von Gunna + Eifelburki

Rennleiter Hans Schnock sollte Recht behalten. „Das diesjährige 24-Stunden-Rennen wird in die Geschichte eingehen.“ Hans Schnock  hatte in einem Interview einer Adenauer Zeitung diese zutreffende Vorhersage getroffen.

 Das 24-Stunden-Rennen 2007 war eine Meisterleistung der Hilfskräfte rund um den Nürburgring. War am vorherigen Wochenende noch das Festival „Rock am Ring“ über die Bühne gegangen, standen die ersten Fans schon am Sonntagabend vor den berühmten Streckenabschnitten, um am Montag morgen das „Naturreservat Nordschleife“ zu erobern. Im Bereich der alten Südschleife türmten sich noch die Müllberge. Die ersten ausdauernden Fans von „Pro Steilstrecke“ schlugen am Montag ihre Zelte auf und errichteten eine Tribüne in der Klostertalkurve. Danke an Dixi, Heini (Bist Du schneller auf der Schleife...oder nicht?!), Rudi und Hendrik. Hendrik fuhr mit seinem Hanomag direkt von Rock am Ring zur Steilstrecke. Der Hanomag war für 12 Tage Eifeltoskana bestens vorbereitet. Wie schon bei vielen vorangegangenen 24-Stunden-Rennen zeigte sich auch dieses Jahr die Eifel wieder von ihrer besten Seite: In der Nachbarschaft hatten wie auch in den vorangegangenen Jahren unter anderem die Männer aus Herschbroich und Team AHAB (Zitat Webseite: „… Es ist nicht nur der Käptn von Bord gegangen, sondern auch sein a….krichender erster Offizier samt Mannschaftskasse, von welcher wir keinen Cent mehr gesehen haben. …“ Mehr Infos unter http://www.team-ahab.de/Board/ ) ihr Domizil aufgebaut. Ab Montag gab es Sonne pur. Der Eifelwald oder das Pavillonzelt als Schattenspender waren herzlich willkommen. Aufmerksamkeit erregte der ausreichend dimensionierte Grill von Orti bei den Pro-Steilstrecklern.

 

           

        

Im Laufe der nächsten Tage reisten die weiteren Pro-Steilstrecke-Fans an. Ingesamt besuchten laut offiziellem Bericht 210.000 Zuschauer die größte Motorsportveranstaltung in Deutschland. Während andere Motorsportveranstaltungen an Zuschauerschwund leiden, konnte der ADAC Nordrhein wieder ein geniales Programm zusammenstellen und mit einem vollen Haus rechnen.

Neben dem besonderen Eifelwetter, den vielen Fans und einem beeindruckenden Starterfeld gab es vor dem 24-Stunden-Rennen zwei tragische Ereignisse. Bei Rock am Ring starb laut Polizei eine 34-Jährige auf einem Zeltplatz, als sie vermutlich stolperte und so unglücklich fiel, dass sie sich den Halswirbel brach. Für die Berichterstattung rund um das 24-Stunden-Rennen waren wieder viele Fernsehteams in die Eifel gereist. Bei Dreharbeiten am Mittwoch ereignete sich ein folgenschwerer Unfall.

 

 

Nürburgring, Tödlicher Arbeitsunfall am 06.06.2007

 

Noch vor Beginn der Aufbauarbeiten zum 24h-Rennen ereignete sich am Mittwochnachmittag gegen 16.00 Uhr auf dem Nürburgring ein tödlicher Arbeitsunfall. Ein Spezialfahrzeug mit herausgefahrenem Hebebühnenkorb befuhr zur Anfertigung von Filmaufnahmen die Grand-Prix-Strecke. Als das Fahrzeug unter einer Werbebrücke (vermutlich die „Allianz“-Werbebrücke kurz vor Ende der Startgerade; Anmerkung der PS-Redaktion) durchfahren wollte, prallte der Korb gegen die Brücke. Die 29-jährige Kamerafrau wurde herausgeschleudert und stürzte auf die Strecke. Hierbei zog sich die Geschädigte schwere Verletzungen zu und wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Koblenzer Krankenhaus verbracht. Dort erlag sie heute morgen (7. Juni 2007; Anmerkung der PS-Redaktion) ihren schweren Verletzungen. Zur Klärung der Frage, warum der Korb der Hebebühne nicht auf die erforderliche Tiefe heruntergefahren wurde, hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

 

Von diesen beiden Todesfällen erfuhr der Ringfan nichts oder es gab nebulöse Gerüchte.

        

        

Als am Mittwochabend der Auto-Corso über die Nordschleife ging, waren die Fans aus dem Häuschen und 1 Jahr Wartezeit waren vergessen. Burn-Outs, tolle Drifts, Fannähe und abenteuerliche Gefährte erfreuten das Herz. Dixi begrüßte jeden Teilnehmerwagen persönlich und auf seine besondere Art. Klaus Ebbing und Team kamen mit ihren australischen Fahrern zur Klostertalkurve. Das „Pro-Steilstrecke-Banner“ hieß die Teilnehmer am Fuße der Steilstrecke willkommen.

                  

Kappa, Heini der Ältere und Eifelburki konnten vom Motorsportteam Teichmann jeweils ein 5-Liter-Partyfass entgegennehmen. Bei der Verlosung auf http://www.pebu-foto.de/VLN_Team/Teichmann/Verlossung.html zählten sie zu den glücklichen Teilnehmern. Im Programmheft zum 24h-Rennen gab es einen Bericht zur „Vollgas-Party in der Grünen Hölle“. Am Anfang des Berichtes auf Seite 18 wurde auch der Fan-Club „Pro Steilstrecke“ genannt.

Nach dem Autocorso machten wieder die XXX-Racer die Strecke vom Karussell bis Ausgangs der Klostertalkurve unsicher. Die Onboard-Aufnahmen geben den Speed und Spaß auf diesen heißen Gefährten nur annähernd wieder.

           

           

Am Donnerstag starteten die ersten Rennen. Die Formel-3-Boliden und die ADAC-GT-Masters tummelten sich auf der Grand-Prix-Strecke. Der Renault New Clio Cup, ADAC Procar und auch die Rundstrecken-Challenge eröffneten den Motorsport auf der Nordschleife. Die Youngtimer zauberten alten Flair auf die Nordschleife. Herrliche Autos, die heute aus dem Straßenverkehr (fast ganz) verschwunden sind und im Renntempo über das graue Asphaltband donnern. Bei den Youngtimern hatte es den Anschein, dass eine Beschränkung im Dezibelbereich unbekannt ist. Der angekündigte BMW M1 wurde nur einmal auf der Strecke gesichtet.

           

        

Am Abend folgte Punkt 18:00 Uhr das Steilstrecken-Bierdosenrollen. Für das diesjährige Bierdosenrollen waren 72 Dosen (ohne Pfand) an den einzigen original erhaltenen Streckenabschnitt seit der Fertigstellung des Rings im Jahre 1927 gebracht worden. Somit war die maximale Teilnehmerzahl vorgegeben. Im Vorjahr waren nur 50 Bierdosen zugelassen. Doch auch 72 Dosen waren innerhalb der Meldefrist von 17:30 bis 18:00 Uhr ausgegeben worden. Auffällig waren dieses Jahr die vielen Ausfälle während des Qualifyings. Eine Vielzahl von Startern konnte die geforderten 5 Meter nicht erzielen (leider auch der Autor dieser Zeilen). Für das nächste Jahr muss das inoffizielle Training vor dem Bierdosenrollen intensiviert werden. 

           

        

Die Sieger und Platzierten:

1. Marc

 

2. Peter

 

3. Polen

 

4. Orti

 

5. Daniel

An dieser Stelle herzlichen Dank an alle Teilnehmer. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

  

Auf den Adenauer Racing Day verzichteten die Steilstreckler. Die letztjährige Show war zu dürftig, so dass wir uns nach dem Bierdosenrollen lieber an den Streckenabschnitten bis runter zum Brünnchen tummelten. Wehmütig erinnerte sich mancher Fan noch alte Traditionen wie z.B. das Dosenbier-Schießen. Dieser „Sport“ endete mit der Einführung des Dosen-Pfands.

Am Freitag startete das lang ersehnte erste Zeittraining für das 24-Stunden-Rennen. In diesem Training ging es schon um Alles oder Nichts. Nur 220 Rennwagen waren zum Start zugelassen. Dem ADAC Nordrhein lagen aber ca. 270 Nennungen vor. Jedes Team musste also eine Bombenzeit in den Asphalt brennen, um nicht am Ende frühzeitig die Heimfahrt antreten zu müssen. In der Starterliste fanden sich wiederum zwei Ex-Formel-1-Fahrer, die beim letzten Formel-1-Rennen 1976 am Start waren und in die Geschichtsbücher zum Nürburgring eingegangen sind: Ring-Fan Hans-Joachim Stuck durfte auch dieses Jahr nicht fehlen. Strietzel Stuck startete mit seinem Sohn Johannes auf einem BMW Z4 M-Coupe (Startnummer 50). Der Start von Arturo Merzario war umso bemerkenswerter. Arturo Merzario war am 1. August 1976 maßgeblich an der Rettung von Niki Lauda aus seinem brennenden Ferrari beteiligt. Niki Lauda schenkte ihm später für diese Heldentat eine goldene Armbanduhr, die Arturo Merzario auch heute noch besitzt. Weitere Prominenz war Ferfried Prinz von Hohenzollern. Er konnte sich 1971 bei der zweiten Auflage des 24-Stunden-Rennens in die Siegerliste eintragen. 36 Jahre später war er „back on the track“. Die Diskussionen um den Klimawandel haben auch den Motorsport erreicht. Klaus Niedzwicz feierte mit einem Honda Civic-Hybrid-Wagen (Startnummer 250) auf der Nordschleife Premiere.

 

           

  

Die Eindrücke im Wehrseifen waren vielfältig, so dass nach dem Training und vor der Nachtwanderung zurück zum Karussell durch den Mühlenhardter Wald eine Stärkung beim Hannes eingenommen werden musste. Wieso ein paar Fans dort einen „Lachflash“ bekamen kann unter nüchternen Aspekten nicht mehr geklärt werden.

     

 

Der erste Donnerschlag

 Am Samstagmorgen immer noch das gleiche Bild. Die Sonne erwärmte die Eifelwälder und ließ die Fans schwitzen. Im Rahmenprogramm vor dem 24-Stunden-Rennen servierte der Veranstalter eine Drift-Demo auf der Nordschleife. Die Klostertalkurve wurde dabei auch entgegen der Fahrtrichtung „durchpflügt“. Der himmlische Duft von Gummi lag über diese Show. Die Drift-Demo darf nächstes Jahr gerne wiederholt werden. Tief beeindruckt fieberten die Zuschauer dem Start des Rennens entgegen.

 Die Wettervorhersage kündigte ein Gewitter mit Hagel und Windböen in Orkanstärke an. Wie sollte die Prophezeiung wahr werden? Noch immer war es drückend heiß und der Himmel trotz einiger Wolken azurblau. Tatsächlich - um 14:00 Uhr verdunkelte sich der Himmel über der Nordschleife. Was dann folgte war ein ganz besonderer Donnerschlag. Ein Gewitter mit Niederschlägen von 35 Liter pro Quadratmeter setzten die Nordschleife unter Wasser. Kleine Bäche mit Schlamm überströmten den Asphalt. Das Pavillonzelt der Steilstreckler bot vielen Fans Schutz vor den Wassermassen. Das Gewitter tobte direkt über den Fans und Donner und Blitz wechselten sich im Sekundentakt ab. Im Streckenabschnitt Schwalbenschwanz schlug ein Blitz in ein Zelt ein. Dreizehn Zuschauer mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Diesem Ereignis wurde in einigen Tageszeitungen mehr Zeilen gewidmet als dem eigentlichen Rennen (Hallo Redakteure, wo bleibt der sachliche Journalismus?). Nach kurzer Zeit war der Wettergott wieder besänftigt und die Sonne ließ Fans, Strecke und die Eifel wieder trocknen. Das 24-Stunden-Rennen wurde mit fast 2 Stunden Verspätung gestartet. Folglich wurde am Sonntag das Rennen erst um 16:50 Uhr abgewunken.

         

     

Während der verspäteten Einführungsrunde kamen Erinnerungen an vergangene Rennen hoch. Konnten die Fans früher die Fahrer per Handschlag begrüßen und viel Erfolg für das Rennen wünschen, gehört dieses Ritual der Vergangenheit an. Die Zuschauer stehen zwar noch in der Klostertalkurve auf der Strecke, doch die Rennwagen beschleunigen zügig zum Karussell hoch. Ist diese Entwicklung eine Folge der gefrorenen Bremsleitungen durch Trockeneis von BMW-Schnitzer aus dem Jahre 2004? Oder doch der Unvernunft einiger Fans zuzuschreiben, die in den letzten Jahren nicht rechtzeitig nach der Einführungsrunde die Strecke räumten, so dass während der ersten zwei Runden noch „Doppel-Gelb“ geschwenkt werde musste, bis die Strecke endgültig für das Rennen freigegeben wurde?

         

Das Rennen selber bot bis in die Nacht wieder alles was das Zuschauerherz begehrte. Die Favoritenteams lagen auch nach Runden noch im Windschatten und lieferten sich sehenswerte Duelle. Der Leistungsunterschied in den verschiedenen Klassen führte indes zu vielen Unfällen. Das Teilnehmerfeld dezimierte sich schon vor Anbruch der Dunkelheit. Und dann wird die Nordschleife erst richtig spannend. Fahrer Klaus Ebbing drückte es so aus: „Es herrscht Krieg auf der Nordschleife.“

           

           

     

           

 

Der zweite Donnerschlag oder die Stille danach

 Während des Rennens liefen die Fans zu Hochtouren auf. Die Nacht wurde zum Tag gemacht und die Nordschleife nicht nur von den Autoscheinwerfern in ein diffuses Licht getaucht. Das jähe bzw. stille Erwachen folgte am Sonntag. Die Zuschauer wurden mit Vogelstimmen und dem Rauschen der Bäume geweckt. Von Motorengeräuschen und Benzingeruch keine Spur. Des Rätsels Lösung verbreiteten die Streckensprecher. Wegen dichten Nebels in einigen Streckenabschnitten wurde das Rennen um 4:00 Uhr morgens aus Sicherheitsgründen gestoppt. Der Restart erfolgte um 9:00 Uhr. Dazwischen gab es eine Entscheidung der Rennleitung, die viele Teams nicht nachvollziehen konnte. Bei Rennabbruch wurde kein Parc Ferme beschlossen. Also konnten die Teams an ihren Wagen nach Herzenslust schrauben. Was alles an den Wagen getauscht wurde, darüber lässt sich nur spekulieren. Aber teilweise standen generalüberholte Rennwagen beim Restart auf der Piste. So gab es 2007 ein 24-Stunden-Rennen das in zwei Sprint-Rennen à 9 Stunden aufgeteilt war. Das Teilnehmerfeld war durch den Neustart wieder dicht beieinander und der herrliche Kampf um Meter und Sekunden erfreute die Zuschauer erneut.

        

        

Dieser Kampf wurde bis zum Fallen der Zielflagge um 16:50 Uhr teilweise übertrieben hart ausgefochten. In der letzten Runde gab es bei der Anfahrt zum Karussell (7 km bis zum Ziel) noch einen bösen Unfall. Das Volkswagen-Motorsport-Team (Startnumer 101) nahm den in der SP Cup1-Klasse führenden Honda Civic (Startnummer 229) auf die Hörner bzw. auf den Kühler. Der Wagen wurde auf die Leitplanke beschleudert. Die Rennstrecke war mit Wrackteilen übersäht. Während die Streckenposten den Fahrern schon per Flaggensignal viel Erfolg wünschten, wurde der Unfall nicht mehr richtig beachtet. Scheid Motorsport wäre beinahe noch in die Unfallstelle reingerauscht. Zum Glück wurde kein Fahrer erheblich verletzt und das 24-Stunden-Rennen 2007 konnte erfolgreich abgewunken werden.

 

           

Nach dem Rennen drehten Gunna und Kappa noch eine Runde auf der Nordschleife. Der krönende Abschluss einer ereignisreichen Woche.

 Das 24-Runden-Rennen 2007 hatte mehr zu bieten als ein „normales“ Rennen. Wo andere Serien durch das Reglement künstlich versuchen Spannung aufzubauen, bietet die Nordschleife, das Wetter und das riesige Starterfeld alles um Motorsporthistorie zu schreiben.

 

Wir freuen uns auf die zweite Hälfte der VLN und das 24-Stunden-Rennen 2008!

„Initiative Pro Steilstrecke“

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