Zum 40. Jubiläum des Nürburgrings
setzte das Wetter den ersten Höhepunkt. Kälte, Schnee und Schneeregen zeigte den
Zuschauern und Teilnehmern, was sie sonst beim Elefantentreffen im Januar
erwartet. Am Freitag fiel bereits Schnee und das Training wurde abgebrochen. Die
Temperaturen sanken nachts unter Null Grad und stiegen tagsüber auf höchstens 5
Grad Celsius. Am Samstagnachmittag konnten die Rennen 1 bis 3 bei klarer Sonne
durchgeführt werden. In der Nacht zum Sonntag hatte es erneut geschneit und der
Schnee und eiskalter Wind setzten der Rennstrecke, den Fahrern, den Zuschauern
ordentlich zu und stellten die Rennorganisation vor neuen Herausforderungen.
Angeblich wurde am Sonntag an der Rennstrecke mehr Glückwein verkauft als beim
Elefantentreffen im Januar. Unglaublich, aber wahr: eine Woche vorher wurden in
der Eifel 20 Grad Celsius gemessen.
Der verschneite Start- und Zielbereich beim Eifelrennen 1967.
Rennen 1: Motorräder bis 50 ccm Hubraum
Das Rennen der 50er Klasse gewann
am Samstag nach 7 Runden Hans-Georg Anscheidt (Suzuki). Er siegte überlegen vor
dem Holländer Martin Mywaart, der als einziger Fahrer von Hans-Georg
Anscheidt nicht überrundet wurde. Das Startfeld von 11 Teilnehmern war dürftig.
Das Training hatte noch 20 Fahrer aufgenommen.
Rennen 2: Motorräder bis 350 ccm Hubraum
52 Fahrer standen am Start. Trainingsschnellster war Dieter Braun (Aermacchi) vor Wilhelm Atterer
(Norton). Den Start gewann der Engländer John Blanchard. Er führte das
Feld runter nach Müllenbach an. Nach der vierten Runde kämpften John
Blanchard und Billie Nelson im die Spitze. Dahinter lagen Dieter Braun und
Mike Duff. In der sechsten Runde übernahm Dieter Braun die Führung. Dies
war ganz nach dem Geschmack der deutschen Fans. Auch in der zwölften Runde
führte Dieter Braun. Doch Mike Duff und John Blanchard folgten im
Windschatten. In der 13. und letzten Runde konnten Mike Duff und John
Blanchard noch an Dieter Braun vorbeigehen. Der Zieleinlauf war denkbar
knapp.
Rennen 3: Rennwagen Formel V
Das Formel V-Rennen mit 34 Startern ging über 15 Runden. Überlegener
Sieger wurde Günther Huber (Austro V), der auch einen neuen Rundenrekord
für die Formel V fuhr Dabei wurde Günther Huber nicht sonderlich von seinen Gegnern gefordert.
Auf den Geraden kratze er sich am Kinn oder rückte seinen Helm und seine Brille zurecht.
Das Wetter war so ganz nach dem
Geschmack von Ski-Star Toni Sailer (Austro V), der als prominenter Starter
gemeldet war. Seine Schneekenntnisse konnte er nicht auf die Südschleife des
Nürburgrings übertragen und fiel in der 3. Runde mit Reifendefekt aus. Zuvor
kollidierte er mit Alfred Mayr (Austro V) beim Anbremsen zur Nordkurve, drehte
sich und wurde von einem weiteren Fahrer gerammt. Der Reifendefekt war
vermutlich ein Folgeschaden durch den Dreher. Fehlendes Talent konnte man ihm
nicht absprechen. Im Training belegte er den 9. Startplatz. Toni Sailer war
vorher noch nicht mit einem Rennwagen auf dem Nürburgring gefahren und saß
erstmalig in einem Formel-V-Wagen. Im Training fuhr er 13. Runden.
Der schnellste deutsche Fahrer
Werner Müller (Fuchs) duellierte sich rundenlang mit Rainer Braun und Werner
Riedl und sie schlossen zu Helmut Marko auf. In der Nordkurve drehte sich Helmut
Marko, konnte das Rennen aber fortsetzen. In der 12. Runde gingen Werner Müller,
Werner Riedl und Rainer Braun gleichzeitig in die Nordkurve. Rainer Braun
verbremste sich und touchierte den Wagen von Werner Müller. Beide Fahrer
schieden aus. In der folgende Runde musste Werner Riedl seinen Wagen mit Defekt
abstellen. "Lachender Vierter" war Helmut Marko, der den zweiten Platz erbte und
mit großen Abstand auf Günther Huber die Zielflagge sah. Als bester Deutscher
beendete Jürgen Zink das Rennen auf dem dritten Platz.
Rennen 4: Motorräder bis 125 ccm Hubraum
Am Sonntagmorgen war die Eifel
verschneit. Mit Schneebesen und Salz wurde die Südschleife "rennfit" gemacht.
Das Rennen konnte durch die notwendigen "Winterarbeiten" erst verspätet
gestartet werden. Davon profitierten die Zuschauer, die auf den Anfahrtswegen
zum Ring im Stau standen. Der Veranstalter sprach von einem Verkehrschaos.
Allein 50.000 Zuschauer sollen entnervt die Anreise abgebrochen haben und wieder
umgedreht sein.
Als erstes stand das Rennen der
Motorräder bis 125 ccm Hubraum auf dem Zeitplan. Die Distanz wurde von 10 auf 6
Runden gekürzt. Das Rennen wurde von dem Zweikampf Anschiedt vs. Katayama
geprägt. Die Führung wechselte häufiger. Zum Rennende unterlief Yoshimi Katayama
ein Fahrfehler und Hans-Georg Anscheidt (Suzuki) entschied das Rennen mit 8
Sekunden Vorsprung für sich.
Yoshimi Katayama (Suzuki) stand als Zweiter auf dem Siegertreppchen.
Stuart Graham (Suzuki) belegte den dritten Platz.
Graham Dickson (Bultaco)
Bert Kleimaier (Honda)
Rennen 5: Motorräder bis 250 ccm Hubraum
Das Rennen der 250ccm-Maschinen wurde von 13 auf 8 Runden gekürzt. Es schneite
und die Fahrer hatten Sichtprobleme, kämpften mit der Kälte und dem Salz auf der
Rennstrecke, das sich auf den Maschinen festsetze. Ab der zweiten Runde übernahm
führte Jack Findlay das Rennen an. Ihm folgten Frederick James Curry und Lothar John.
Diese Reihenfolge endete bis ins Ziel nicht. Aber um Platz 4 wurde zwischen Gyula
Marsovszky, Adolf Ohligschläger und Rolf Wintermayer hart gekämpft. Kurz vor dem
Ziel starb der Motor von Marsovszkys Bultaco ab. Er erreichte schiebend als 6.
das Ziel.
Start zum Rennen der Motorräder bis 250 ccm Hubraum bei Eis
und Schnee vor einer großen Zuschauerkulisse.
Mit der Startnummer 136 der spätere Zweitplatzierte Frederick James Curry noch
vor dem späteren Sieger Jack Findlay (Startnummer 130).
Jack Findlay (Bultaco) siegte souverän nach 8 Runden.
Willi Kern (Bultaco)
Rennen 6: Motorräder bis 500 ccm Hubraum
Das Rennen der 500er Klasse
war ebenfalls von 13 auf 8 Runden gekürzt worden. Die Rennbedingungen
waren denkbar schlecht. Schneeregen und Eisgraupel und der Eifelwald war
verschneit. Nach dem Start führte Hartmut Allner das Rennen an. In der
dritten Runde übernahm Jack Findlay vor Dietmar Völmle, Mick Duff und
Billie Nelson die Führung. Hartmut Allner musste seine Rickman-Matchless
mit Motorschaden bei Müllenbach abstellen. Eingangs der Südkehre
touchierten Karl Hoppe und Thomas Gill und stürzten. Während Karl Hoppe
unverletzt blieb, erlitt Thomas Gill Prellungen. Trotz einer Ölspur ab der
Abzweigung in der Südkehre bis nach Müllenbach gingen Jack Findlay und
Mike Duff aufs Ganze. In einem spannenden Finale siegte Jack Findlay knapp
vor Mike Duff.
Start der 500er Motorradklasse.
Startnr. 1: Jack Findlay
Startnr. 10: Billie Nelson
Startnr. 6: Mike Duff
Startnr. 25: Gyula Marsovszky
In der Rennpause vor dem Start der Motorräder mit Seitenwagen gab es eine
Showeinlage mit Dragstern im Startbereich.
Rennen 7: Motorräder mit Seitenwagen
Im Rennen der Gespanne siegten nach 8 Runden die Trainingsschnellsten Siegfried
Schauzu/Horst Schneider (BMW) mit fast 1 Minute Vorsprung. Die Mitfavoriten
Helmut Fath/Wolfgang Kalauch mussten ihre URS mit technischen Problemen
frühzeitig an der Box abstellen.
Start zum Rennen der Motorräder mit Seitenwagen. Mit der
Startnummer 15 führen Georg Auerbach und Eduard Dein.
Das Feld fährt an der Bosch-Tribüne vorbei runter zur
Linkskurve vor der Südkehre.
Die Sieger Siegfried Schauzu und Horst Schneider.
Die Zweitplazierten Klaus Enders/Ralf Engelhardt führten nach
dem Start auf der Gegengeraden schon vor Georg Auerbach/Eduard Dein, die den
besten Start hatten.
Otto Kölle mit unbekannten Beifahrer.
Heinz Luthringhauser und Hermann Hahn bekommen die Rundenzahl
von der Crew angezeigt.
Helmut Fath und Wolfgang Kalauch steuerten den Boxenbereich an
und gaben das Rennen auf.
Rennen 8: Rennwagen Formel 2
Im Training der Formel-2-Renner war unter anderem auch Willi Martini mit einer Eigenkonstruktion
am Start. Die Rohrrahmenkonstruktion verfügte lediglich über einen ca. 160
PS starken Serienmotor eines BMW 1600. Schon in den ersten Trainingsrunden
gab es einen herben Rückschlag. Durch Metallteilchen eines gebrochenen
Ventils wurden einige Lager zerstört. Ohne eine offizielle Trainingszeit wurde der Wagen vom Rennen
zurückgezogen.
Der Engländer Robin Widdows hängte sich beim Training in den Windschatten von Jochen Rindt. Doch das
vorgelegte Tempo war zu hoch. Er verlor die Beherrschung über seinen
Brabham, riss den Drahtzaun auf der Start- und Zielgeraden um und
beschädigte seinen Wagen irreparabel.
Der stark beschädigte Brabham BT23 von Robin Widdows. Eine
Reparatur zum Rennen war nicht mehr möglich.
Neben dem Wetter war das
Startverbot für BMW das Thema am Freitag. Der Vorstand hatte nach der schlechten
Premiere der BMW-Renner in Silverstone entschieden, dass die BMW-Monoposto beim
Eifelrennen nicht starteten durften. Trotzdem erschienen Hubert Hahne, Jo
Siffert und John Surtees zum Training. John Surtees fuhr die schnellste
Trainingszeit gefolgt von Jo Siffert. Am späten Freitagabend kam die erlösende
Nachricht aus München vom Vorstand: Die Wagen dürfen starten.
Am Samstag kollidierte Graham Hill
mit Eric Offenstedt und verursachte ebenfalls einen Totalschaden. Allerdings gab
es für ihn und seinen Teamkollegen Jim Clark jeweils einen Ersatzwagen. Jim
Clark hielt an der Unfallstelle an und nahm Graham Hill per Huckepack mit zu den
Boxen. Eric Offenstedt war beim Rennen nur noch Zuschauer.
Da das Training für die Formel 2
am Samstag bei trockenem Wetter absolviert wurde, durften die Piloten eine
Einführungsrunde fahren. Jochen Rindt (Brabham BT23) übernahm sofort die Spitze
und gab die Führung bis zum Ende nicht ab. Hinter ihm folgten John Surtees
(Lola T100 - BMW) und Jacky Ickx (Matra MS5). Hubert Hahne (Lola T100 – BMW)
belegt den 4. Platz. Für BMW hätte der Erfolg noch durch einen sechsten Platz
von Gerhard Mitter ergänzt werden können. Er lag bis zur letzten Runden auf den
6. Platz und war noch nicht von Jochen Rindt überrundet worden. In der etwa 200
km/h schnellen Bergauf-Schlängelpassage vor dem Scharfen Kopf wollte er Jochen
Rindt vorbeiwinken. Dabei ging er von der Ideallinie und drehte sich. Das
Auspuffrohr riss ab und Gerhard Mitter schied aus. Trotzdem wurde er noch als 8.
gewertet.
Jochen Rindt (Brabham BT23) siegte unangefochten mit 17
Sekunden Vorsprung vor John Surtees.
John Surtees (Lola T100 BMW) stand als Zweitplazierter auf dem Podest.
Der Drittplatzierte Jacky Ickx (Matra MS5) sah 30 Sekunden nach John Surtees die Zielflagge.
Jacky Ickx überrundete zum Ende des Rennens Alan Rees (Brabham BT23).
Hubert Hahne (Lola T100 BMW) belegte den vierten Platz.
Jo Siffert (Lola T100 BMW) schied kurz vor Rennende ebenso wie Jim Clark (Lotus 48) aus.
Johnny Servoz-Galvin (Matra MS5) schied in der 8 Runde aus.
Jack Brabham (Brabham BT23)
Jim Clark (Lotus 48) konnte das Rennen wegen eines technischen Defekts nicht beenden.
Nach dem Unfall im Training beendete Graham Hill (Lotus 48) mit dem Ersatzwagen als 15. das Rennen.
Jo Siffert (Lola T100 BMW) schied nach Unfall aus.
Bruce McLaren fuhr mit seiner Eigenkonstruktion, dem McLaren M4A, auf den sechsten Platz.
Alan Rees (Brabham BT23) wurde Neunter.
Der Australier Frank Gardner fuhr einen Brabham BT23.
Jackie Oliver (Lotus 41B) wurde nach 28 Runden als Elfter gewertet.
Piers Courage (McLaren M4A) wurde als letzter Fahrer nicht von Jochen Rindt überrundet und belegte den fünften Platz.
Der Deutsche Gerhard Mitter fuhr mit dem Brabham BT23 auf den achten Platz.
Ein Motorschaden am Brabham BT16 beendete das Rennen von Brian Redman.
Peter Gethin (Cooper T82) wurde mit 27 Runden als 14. gewertet.
Ian Raby (Brabham BT14) sah als letzter Fahrer auf Platz 16 die Zielflagge.
Chris Irwin (Lola T100)
Jean-Pierre Beltoise fuhr mit dem Matra MS5 auf den zehnten Platz.
Weitere Informationen und Bilder zur Südschleife und zum Eifelrennen gibt es in den Büchern:
Für die Bilder und Informationen zum Eifelrennen 1967 bedanken
wir uns bei:
- Werner Ullrich
- Veit Arenz
- Wolfgang Thierack
Veröffentlichung: 28. Januar 2005
Letzte Aktualisierung: 16. Mai 2022
Copyright: Burkhard Köhr