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Großer Preis von Deutschland
20. August 1950
Bilder: Erich Justra; Bericht Burkhard Köhr
Überlegender
Sieg von Alberto Ascari in der Formel II
Der Nürburgring hatte nichts von seiner
Anziehungskraft verloren. Zum Großen Preis von Deutschland setzte die Deutsche
Bundesbahn 7 Sonderzüge ein, die die Rennfans in das Eifelstädtchen Adenau
brachten. Laut Veranstalter waren über 200.000 Zuschauer in die Eifel gekommen.
Auch die Berichterstattung konnte an diesem Großereignis nicht vorbei. Erstmalig
nach dem Krieg brachte der Rundfunk wieder eine Direktübertragung vom Ring. Die
Rundfunksprecher waren: am Start- und Zielplatz Dr. Wernicke, am Wehrseifen G.
Jendrich, im Karussell Dr. Ernst und am Schwalbenschwanz R. Ditze.
Rennen I
Sportwagen bis 1100 ccm, bis 1500 ccm und bis 2000 ccm Hubraum
3. Lauf zur deutschen Automobilmeisterschaft
Mit dem Rennen der Sportwagen über 9 Runden (= 205,240 km) wurde der Motorsporttag in der Eifel eröffnet. Mit jeweils 3 Minuten Abstand gingen die 46 Fahrer ins Rennen. Der Trainingsschnellste Theo Helfrich (Veritas) führte das Rennen in der 2-Liter-Klasse bis zur 4 Runde an. Dann verlor er ein Hinterrad und damit die Führung. Theo Helfrich konnte das Hinterrad am Streckenrand wieder montieren und das Rennen erneut aufnehmen. Zwischenzeitlich hatte Fritz Rieß (Veritas) die Führung übernommen und siegte nach 9 Runden. Die Sensation war der Zeitplatzierte Louise Trintignant (Simca-Gordini), der nur 1 Wagenlänge hinter Fritz Rieß die Zielflagge sah. Louise Trintignant fuhr in der 1,5-Liter-Klasse und war 3 Minuten später gestartet. Louise Trintignant siegte in seiner Klasse mit einem Vorsprung von 7 Minuten vor Helmut Glöckler (Veritas). Bei den 1100er Sportwagen ließ der Trainingsschnellste Robert Manzon (Simca-Gordini) nichts anbrennen und siegte überlegen vor Elie Bayol (Deutsch-Bonnet).
Rennen 1: Sportwagen bis 1100 ccm Hubraum, 9 Runden = 205,240 km | |||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Wagen | Zeit (Stunden) | ø km/h |
1 | 100 | Robert Manzon | Simca-Gordini | 1:53:31,0 | 108,4 |
2 | 60 | Elie Bayol | Deutsch-Bonnet | 1:54:39,1 | 107,4 |
3 | 66 | Walter Glöckler | VW-Eigenbau | 1:59:24,3 | 102,3 |
4 | 86 | Huschke von Hanstein | Pertrix-VW-Eigenbau | 2:00:47,8 | 101,9 |
5 | Trebkeim | VW-Eigenbau | 2:01:00,6 | 101,7 | |
6 | 98 | Hans Finke | VW-Eigenbau | ||
7 | 62 | Michel Aunaud | Deutsch-Bonnet | ||
8 | 84 | Petermax Müller | VW-Eigenbau | ||
9 | 88 | Paul Dübbers | AF | ||
20 Fahrer gestartet, 11 im Ziel | |||||
Schnellste Runde: Robert Manzon 12:18,8 Minuten = 111,2 km/h |
Rennen 1: Sportwagen bis 1500 ccm Hubraum, 9 Runden = 205,240 km | |||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Wagen | Zeit (Stunden) | ø km/h |
1 | 54 | Louise Trintignant | Simca-Gordini | 1:49:18,1 | 112,7 |
2 | 42 | Helmut Glöckler | Veritas | 1:56:13,8 | 105,9 |
3 | 40 | Hans Schuler | Veritas | ||
4 | 52 | Willy Spindler | Neumaier-Spezial | ||
8 Fahrer gestartet, 4 im Ziel | |||||
Schnellste Runde: Louise Trintignant 12:02,8 Minuten = 113,7 km/h |
Rennen 1: Sportwagen bis 2000 ccm Hubraum, 9 Runden = 205,240 km | |||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Wagen | Zeit (Stunden) | ø km/h |
1 | 20 | Fritz Rieß | Veritas | 1:52;18,0 | 109,6 |
2 | 36 | Günther Bechem | BMW | 1:53:17,3 | 108,7 |
3 | 38 | Kurt E. Adolff | Veritas | 1:54:56,0 | 107,1 |
4 | 30 | Jacques Swarters | Veritas | 1:56:58,0 | 105,3 |
5 | 14 | Gunnar Wahlberg | BMW | 1:57:26,3 | 104,8 |
6 | 4 | Peter Staechlin | Ferrari-Mille Miglia | ||
9 | 26 | Willi Krakau | BMW | ||
11 | 24 | Theo Helfrich | Veritas | ||
12 | 34 | Arthur Rosenhammer | ARO-Veritas | ||
18 Fahrer gestartet, 12 im Ziel | |||||
Schnellste Runde: Kurt E. Adolff 11:52,8 Minuten = 115,3 km/h |
Rennen II
Kleinstrennwagen bis 500 ccm Hubraum
4. Lauf zur Deutschen Meisterschaft der Formel 3
Das nationale Rennen der Kleinstrennwagen nach der internationalen Formel III wurde um 12:45 Uhr gestartet. 24 Fahrer starteten zu 6 Runden auf der Nordschleife. Kurios der Zeitunterschied zwischen dem Trainingsschnellsten Walter Schlüter und dem letzten Starter Adolf Glunz: der Abstand betrug fast 11 Minuten. Schon in der ersten Runde musste Otto Kolan (O.K.) wegen starker Schmerzen aufgeben. Im Training war Otto Kolan gestürzt und hatte sich mehrere Rippenbrüche zugezogen. Vom Start weg ging Walter Schlüter (Monopoletta) in Führung. Bis zur Hälfte des Rennens konnte er einen Vorsprung von 49 Sekunden herausfahren. In der 3. Runde kollidierte Günther Schlüter (Scampalo 501 DKW) mit dem Frankfurter William Lucas (Monopoletta, Startnummer 6) im Streckenabschnitt Pflanzgarten. Günther Schlüter (Startnummer 44) war von der 6. Startposition ins Rennen gegangen. Günther Schlüter starb auf dem Weg in das Adenauer Krankenhaus, William Lucas wurde schwer verletzt und ebenfalls in das Adenauer Krankenhaus eingeliefert. Von den schleudernden Wagen wurde ein Junge am Streckenrand getroffen und ebenfalls tödlich verletzt. In der vorletzten Runde holten die Verfolger Toni Kreuzer (Cooper) und Manfred Herbster (MH3) stark auf und lagen nur noch im Sekundenabstand hinter Walter Schlüter. In der letzten Runde fiel Manfred Herbster zurück und Oskar Frank (Cooper), Willy Arnold (Scampolo) und Helmut Glöckler (Deutsch-Bonnet) überholten ihn noch. In einem Fotofinish siegte Walter Schlüter mit 0,2 Sekunden Vorsprung vor Toni Kreuzer. Das Rennen war von vielen Ausfällen geprägt. Nur 9 Wagen erreichten das Ziel.
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Informationen zu tödlichen Unfällen auf dem Nürburgring unter ->
PS Nürburgring - Tragödien
Rennen II: Kleinstrennwagen bis 500 ccm Hubraum (Formel III), 6 Runden = 136,860 km | |||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Wagen | Zeit (Stunden) | ø km/h |
1 | 4 | Walter Schlüter | Monopoletta | 1:19:21,2 | 103,5 |
2 | 20 | Toni Kreuzer | Cooper | 1:19:21,4 | 103,5 |
3 | 38 | Oskar Frank | Cooper | 1:20:21,9 | 102,7 |
4 | 26 | Willy Arnold | Scampolo | 1:22:54,0 | 99,1 |
5 | 12 | Helmut Glöckler | Deutsch-Bonnet | 1:23:31,8 | 98,4 |
6 | 50 | Manfred Herbster | MH3 | 1:25:56,7 | 95,5 |
7 | 24 | Walter Komossa | Scampolo | 1:26:18,4 | 95,1 |
8 | 32 | Willy Rentrop | Scampolo | 1:27:04,6 | 94,3 |
9 | 18 | Bruce Campbell | R.C.-Special | 5 Runden | |
Schnellste Runde: Toni Kreuzer, 12:47,1 Minuten = 107,1 km/h |
Rennen III
Großer Preis von Deutschland
Im Samstagtraining am 19. August 1950
verunglückte Paul Greifzu (BMW-Eigenbau, Startnummer 78) mit seinem Wagen kurz
vor dem Kilometerstein 18 zwischen den Streckenabschnitten Pflanzgarten und
Schwalbenschwanz. Mit dem linken Vorderrad kam Paul Greifzu auf den Schotter
links neben dem Fahrbandrand. Beim Gegensteuern geriet er auf die rechte Seite
der Fahrbahn. Ein Sanitäter, der neben der Strecke stand, versuchte dem Wagen
nach links auszuweichen. Im selben Moment riss Paul Greifzu den Wagen erneut rum
und der Sanitäter lief ihm direkt in den Wagen. Der Sanitär erlitt tödliche
Verletzungen. Der Wagen von Paul Greifzu raste über die Böschung und flog den
Abhang hinunter. Der Stamm einer Buche beendete den Sturzflug. Der Wagen wurde
total zerstört. Durch den heftigen Aufprall wurde der Zündmagnet abgerissen,
wodurch ein Brand des Wagens vermieden wurde. Paul Greifzu wurde schwerverletzt
in das Adenauer Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose der Ärzte lautete:
"Serienbrüche der Rippen, innere Prellungen und Verstauchungen, frei von inneren
Verletzungen."
Um 14:00 Uhr erfolgte am Sonntag der Start zum Großer Preis von Deutschland der Rennwagen (Formel 2). 37 Fahrer mussten 16 Runden (= 264,900 km) absolvieren. Es war das Rennen eines Mannes: Alberto Ascari. Die deutschen Fahrer hatten auf dem Nürburgring nichts zu melden. Hermann Lang musste in der zweiten Runde seinen Veritas Meteor im Wehrseifen abstellen. Eine Runde später schied Karl Kling mit verölten Zündkerzen aus. Fritz Rieß, der Triumphator des Eifelrennens, stellte seinen AFM im Karussell wegen Bruchs der Benzinleitung ab. Hans Stuck kam mit dem Motorsportgesetz in Konflikt. An seinem AFM klemmte das Gasgestänge. Nachdem Hans Stuck das Gasgestänge zurechtgebogen hatte, benötigte er fremde Hilfe, um den Wagen wieder zu starten. Deshalb mussten die Sportkommissare ihn disqualifizieren. Paul Pietsch hatte sich von der achten Position bis zum vierten Platz in Runde 8 vorgefahren als er seinen Wagen mit Kupplungsschaden abstellen musste. In der 11 Runde übernahm Toni Ulmen die vierte Position. Manfred von Brauchitsch schied in der 13. Runde mit technischem Defekt aus. Die Härte des Rennens zeigte sich darin, dass von 37 Fahrern 27 ausschieden. Trotz des deutlichen Abstandes von Alberto Ascari zum Zweitplatzierten André Simon hing der Sieg von Ascari an einem seidenen Faden. Ohne Boxstopp fuhr Alberto Ascari die gesamt Renndistanz. Die Reifen lösten sich in der letzten Runde fast auf. Im Karussell kam Alberto Ascari mit seinem Ferrari in der letzten Runde über die Steilkurve hinaus. Durch die starken Zentrifugalkräfte brachen einige Speichen am rechten Hinterrad. Daraufhin reduzierte Ascari seine Geschwindigkeit und fuhr dem Ziel entgegen. Nach der Zieldurchfahrt untersuchten die Mechaniker den Ferrari. Das rechte Hinterrad konnte hin- und herbewegt werden und wäre fast durch das Gewicht des Wagens zusammengebrochen. Die hohe Ausfallquote war der Grund für das monotone Rennen. Bundespräsident Dr. Heuss überreichte dem Sieger Alberto Ascari als erstem Ausländer das "Silberne Lorbeerblatt", die höchste Auszeichnung im deutschen Sport. Seitens der Nürburgring GmbH nahm Alberto Ascari den "Goldenen Nürburg-Ring" für seinen Sieg in Empfang.
Karl Kling (Startnummer 64, Veritas Meteor), in der Anfangsphase des
Rennens. Nach der dritten Runde musste er seinen Wagen wegen verölter Zündkerzen
abstellen.
Der Sieger des Rennens: Alberto Ascari auf Ferrari
Hans Stuck, AFM, wurde von den Sportkommissaren disqualifiziert, da er
fremde Hilfe in Anspruch genommen hatte.
Paul Pietsch (Veritas Meteor) schied an vierter Stelle liegend mit
Kupplungsschaden aus.
Startnummer 56 - Manfred von Brauchitsch auf AFM
Startnummer 26 - Ernst Seiler auf Simca-Gordini
Rennen III: Großer Preis von Deutschland Formel 2, 16 Runden = 364,960 km | |||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Wagen | Zeit (Stunden) | ø km/h |
1 | 2 | Alberto Ascari | Ferrari | 2:55:00,8 | 125,0 |
2 | 88 | André Simon | Simca-Gordini | 2:57:21,7 | 123,4 |
3 | 84 | Louise Trintignant | Simca-Gordini | 3:03:28,5 | 119,4 |
4 | 66 | Toni Ulmen | Veritas | 15 Runden | |
5 | 26 | Ernst Seiler | Simca-Gordini | 15 Runden | |
6 | 42 | Lance Macklin | HWM | 15 Runden | |
7 | 68 | Paul Gommann | AFM | 14 Runden | |
8 | 90 | Ernesto Tornqvist (Nennung unter "Eymart") | Simca-Gordini | 14 Runden | |
9 | 82 | Georges Berger | Jicey | 13 Runden | |
10 | 46 | Francisco Godia | Cisitalia-Abarth | 11 Runden | |
Schnellste Runde: Alberto Ascari, 10:43,6 Minuten = 127,6 km/h |