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Bilder: Manfred Rommelsheim; Bericht: Burkhard Köhr
Nürburgring-Südschleife: Streckenlänge 7,747 km
Zum dritten Mal wurde das Eifelpokal-Rennen für den Motorsport-Nachwuchs auf der Südschleife des Nürburgrings durchgeführt. Das Eifelpokal-Rennen 1961 wurde nach dem tödlichen Unfall von Wolfgang Graf Berghe von Trips beim Formel-1-Lauf in Monza am 10. September 1960 abgesagt. In diesem Jahr bekam das Eifelpokal-Rennen den Zusatz "Graf-Trips-Gedächtnis-Rennen". Wolfgang Graf Berghe von Trips hatte sich für die Förderung des Motorsport-Nachwuchs eingesetzt.
30.000 Zuschauer waren an den Ring gekommen. Von den 300 Ausweisfahrern der Motorradrennen wurden nach dem Training 182 Fahrer zum Rennen zugelassen. Trotz dieser Qualifikation gab es einige schwere Stürze. Wobei die Mehrzahl der Stürze auf mangelnde Streckenkenntnisse, geringe Fahrpraxis und Übermut zurückzuführen waren. Unter anderem winkte ein Fahrer vor einer Kurve den Zuschauern zu und prompt kam es zu einem Sturz. Der Fahrer wurde ins Adenauer Krankenhaus eingeliefert.
Das Rennen der Formel Junior beschäftigte später das ONS-Gericht.
Blick von der Zuschauerbrücke zwischen Gegengerade und Südtribüne Richtung Nordkurve. |
Rennen 1: Motorräder bis 50 ccm Hubraum
Das Rennen der 50-ccm-Hubraum-Klasse wurde einen sichere Beute für Dietrich Gedlich. Wobei es hier bei der technischen Abnahme nicht ganz korrekt ablief. Dietrich Gedlich bekam die Kreidler-Werksmaschine von Dan Shorey zur Verfügung gestellt. Die Rennleitung lehnte den Protest gegen diese Maschine, da angeblich die Protestfrist nicht eingehalten wurde. Leider wurde bei der technischen Abnahme kein Eigentums-Nachweis gefordert und auch die Pflichtrunden im Training wurden nicht eingehalten. Dietrich Gedlich hatte die Maschine erst am Samstag erhalten.
Diedrich Gedlich (Kreidler) |
Motorrad bis 50 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer | ||||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Marke | Zeit (Minuten) | Ø km/h | Runden |
1 | 257 | Dietrich Gedlich | Kreidler | 31:43,2 | 102,6 | 7 |
2 | 287 | Horst Rotermundt | Kreidler | 32:30,5 | 100,0 | 7 |
3 | 254 | Walter Däuwel | Victoria | 33:26,2 | 97,4 | 7 |
4 | 250 | Albert Beirle | Kreidler | 33:36,7 | 96,9 | 7 |
9 weitere Fahrer im Ziel, 4 Fahrer ausgeschieden | ||||||
Schnellste Runde: Dietrich Gedlich, Kreidler, 4:27,0 Minuten = 104,5 km/h |
Rennen 2: Motorräder bis 125 ccm Hubraum
Im Rennen der Motorräder bis 125-ccm-Hubraum gab es einen tollen Zweikampf zwischen Richard Thomas und Karl-Heinz Sondergeld. In der fünften Runde überholte Richard Thomas den bis dahin führenden Karl-Heinz Sondergeld. Karl-Heinz Sondergeld blieb auf Schlagdistanz, musste sich aber letztendlich mit dem zweiten Platz begnügen.
Richard Thomas (Ducati) |
Motorrad bis 125 ccm Hubraum, 7 Runden = | ||||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Marke | Zeit (Minuten) | Ø km/h | Runden |
1 | 239 | Richard Thomas | Ducati | 28:38,6 | 113,6 | 7 |
2 | 238 | Karl-Heinz Sondergeld | Bultaco | 28:40,2 | 113,5 | 7 |
3 | 198 | Werner Eser | Bultaco | 28:59,8 | 112,2 | 7 |
4 | 208 | Walter Kaletsch | Mondial | 29:32,8 | 109,5 | 7 |
5 | 243 | Rolf Wintermeyer | Bultaco | 7 | ||
25 weitere Fahrer im Ziel, 9 Fahrer ausgeschieden | ||||||
Schnellste Runde: Richard Thomas, Ducati, 4:01,8 Minuten = 115,4 km/h |
Rennen 3: Motorräder bis 250 ccm Hubraum
Nach dem Start führte zunächst Karl-Erich Waldmann vor Wilhelm Burkert. In der zweiten Runden übernahm Wilhelm Burkert die Führung und konnte diese ausbauen. Zur Verteidigung von Karl-Erich Waldmann muss erwähnt werden, dass sich eine Befestigungsschelle am Lenker gelöst hatte. Auf den dritten Platz kam Karl Meub nach einer tollen Aufholjagd von Platz 15.
Wilhelm Burkert
(Adler RS) |
Streckenabschnitt
Am Knick, dem Übergang von der Südkehre in die Südschleife. Vorne: Peter Weber (NSU) Hinten: Friedrich Risse (NSU) |
Motorrad bis 250 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer | ||||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Marke | Zeit (Minuten) | Ø km/h | Runden |
1 | 115 | Wilhelm Burkert | Adler RS | 27:11,6 | 119,6 | 7 |
2 | 168 | Karl-Erich Waldmann | Adler | 27:41,1 | 117,5 | 7 |
3 | 149 | Karl-Heinz Meub | Adler | 28:07,4 | 115,7 | 7 |
4 | 167 | Günther Stoffel | Adler | 28:20,5 | 114,5 | 7 |
22 weitere Fahrer im Ziel, 12 Fahrer ausgeschieden | ||||||
Schnellste Runde: Wilhelm Burkert, Adler RS, 3:49,6 Minuten = 121,5 km/h |
Rennen 4: Motorräder bis 350 ccm Hubraum
30 Fahrer standen am Start. Der Trainingsschnellste Udo Stüßer übernahm sofort die Führung und gewann das Rennen überlegen. An zweiter Stelle liegend musste Horst Ebert schon nach der ersten Runde an die Box und ging wieder ins Rennen. Horst Ebert konnte noch bis auf den fünften Platz vorfahren. Im Kampf um den zweiten Platz in einem Viererpulk stürzte Wille Kern (Norton) und zog sich eine Gehirnerschütterung und ein Kniegelenkbruch zu.
Joachim Gawlick (AJS) lag knapp vor Manfred Gäckle (DKW). | Vorne: Horst
Ebert (AJS) Hinten: Udo Stüßer (Norton) |
Motorrad bis 350 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer | ||||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Marke | Zeit (Minuten) | Ø km/h | Runden |
1 | 95 | Udo Stüßer | Norton | 26:30,0 | 122,2 | 7 |
2 | 87 | Walter Meinhardt | Triumph | 27:22,9 | 118,7 | 7 |
3 | 74 | Manfred Gäckle | DKW | 27:23,4 | 118,6 | 7 |
4 | 62 | Theodor Apel | Norton | 27:30,0 | 118,2 | 7 |
5 | 69 | Horst Ebert | AJS | 7 | ||
18 weitere Fahrer im Ziel, 7 Fahrer ausgeschieden | ||||||
Schnellste Runde: Udo Stüßer, Norton, 3:44,1 Minuten = 124,4 km/h |
Rennen 5: Motorräder bis 500 ccm Hubraum
Nach dem Start fuhr Klaus Anders der Konkurrenz auf und davon und einem sicheren Sieg entgegen. Die Verfolger Alfred Stöcker, Lothar Arends, Siegfried Springenberg und Hans Schmidt lieferten sich einen grandiosen Kampf um die weiteren Plätze.
Motorrad bis 500 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer | ||||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Marke | Zeit (Minuten) | Ø km/h | Runden |
1 | 10 | Klaus Enders | Norton | 26:06,9 | 124,6 | 7 |
2 | 47 | Alfred Stöcker | BMW | 26:45,6 | 121,6 | 7 |
3 | 3 | Lothar Arends | BMW | 26:46,2 | 121,5 | 7 |
4 | 46 | Siegfried Springenberg | Horex | 26:46,8 | 121,4 | 7 |
5 | 41 | Hans-W. Schmidt | Stoßstangen-BMW | 7 | ||
20 weitere Fahrer im Ziel, 8 Fahrer ausgeschieden | ||||||
Schnellste Runde: Klaus Enders, Norton, 3:38,4 Minuten = 127,6 km/h |
Rennen 6: Motorräder mit Seitenwagen
Im Training der Seitenwagen stürzten Hans Waliszewski/Herbert Eggert mit ihrer Horex schwer, wobei Herbert Eggert sich schwere Rückenverletzungen zu zog. Nach einem Frühstart wurden August Wolf/Klaus Rauhaus und Ludwig Hahn/Philipp Kriechbaum jeweils mit einer 30-Sekunden-Zeitstrafe belegt. Auch im Rennen passierten mehrere schwere Unfälle. Nach einer Kollision mit einem Gespann verunglückten Günter Strasburger / Hans Braschohs (BMW / Startnr. 33). Günter Strasburger wurde mit einem Schädelbasisbruch mit dem Hubschrauber in die Bonner Universitätsklinik geflogen. Im Krankenhaus erlag Günter Strasburger seinen schweren Verletzungen.
Seitenwagen, 7 Runden = 54,229 Kilometer | ||||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Marke | Zeit (Minuten) | Ø km/h | Runden |
1 | 11 | Fred Huber/Josef Huber | BMW | 29:07,2 | 111,7 | 7 |
2 | 20 | Kurt Meixner/Rolf Wiessman | BMW | 30:15,8 | 107,5 | 7 |
3 | 36 | August Wolf/Klaus Rauhaus | BMW | 30:16,0 | 107,5 | 7 |
4 | 18 | Alex Ludwig/Kurt Eisenberg | Norton | 30:39,8 | 106,1 | 7 |
6 weitere Gespanne im Ziel, 15 Gespanne ausgeschieden | ||||||
Schnellste Runde: Ludwig Hahn/Philipp Krichbaum, BMW, 4:04,1 Minuten = 114,2 km/h |
Rennen 7: Formel Junior
Skandal in der Formel Junior
Nach dem Eifelpokal-Rennen kam es zu einem der größten Skandale im Motorsport. Der Hubraum der Formel Junior-Rennwagen war auf 1100 ccm begrenzt. Vor dem Rennen hatte Gerhard Mitter Kurt Ahrens jr. auf Unstimmigkeiten beim Hubraum angesprochen. Für Gerhard Mitter und Kurt Ahrens jr. ging es in dem Rennen um die entscheidenden Punkte für den Titel "Deutscher Formel-Junior-Meister".
Das Formel-Junior-Rennen ging über 20 Runden. 27 Fahrer standen am Start.
Gerhard Mitter übernahm zuerst die Führung vor Kurt Ahrens jr.
Kurt Ahrens jr. fuhr während des Rennens immer schön brav hinter Gerhard Mitter
hinterher. Selbst als Gerhard Mitters Auto-Union Dreizylinder nur noch auf 2
Zylinder lief und die Spitzengeschwindigkeit deutlich darunter litt, blieb Kurt
Ahrens im Windschatten von Gerhard Mitter.
Nach dem Rennen ging der Skandal um die Hubraumbegrenzung in der Formel Junior
los. Alan Rees gab nach dem Rennen zu, dass er während des Trainings einen
Lotus-Werkswagen mit 1450 ccm gefahren hatte. Ebenfalls gab er zu, dass im
Lotus-Rennstall die ganze Saison über mit Motoren über 1100 ccm gefahren wurde.
Nachdem dieser Offenbarungseid geleistet worden war, traten auch Kurt Ahrens jr.
und der Sieger der Rennes, Curt Bardi-Barry, ins Rampenlicht und gaben an, dass
sie beim Rennen mit Rennwagen über 1100 ccm gefahren waren.
Nach dem Rennen verzichtete Kurt Ahrens jr. per Telegramm an die ONS auf seine
Meisterschaftspunkte.
Im Dezember 1962 wurden Gerhard Mitter und Kurt Ahrens jr. vom ONS-Gericht zu
einem Lizenzentzug von 6 Monaten verurteilt, da das Gericht überzeugt war, dass
Gerhard Mitter und Kurt Ahrens jr. sich vor dem Eifelpokal-Rennen abgesprochen
hatten. Zu einer Verurteilung wegen des zu großen Hubraums am Wagen von Kurt
Ahrens jr. beim Eifelpokal-Rennen kam es nicht.
In der Berufsverhandlung wurde der Lizenzentzug von Gerhard Mitter auf 4 Monate reduziert. Diesmal wurde er nicht wegen Absprache mit Kurt Ahrens jr. verurteilt, sondern weil er die Veranstalter des Eifelpokal-Rennens nicht über den Betrug von Kurt Ahrens jr. informiert hatte.
Kurt Ahrens sen. Lotus |
John Harwood Lola |
André Pilette Merlyn
|
||
Kurt Ahrens jr. Cooper |
Curt Barry Cooper |
Gerhard Mitter Lotus-Mitter |
Formel Junior, 20 Runden = 154,940 Kilometer | ||||||
Platz | Startnummer | Fahrer | Wagen | Zeit (Minuten) | Ø km/h | Runden |
1 | 22 | Curt Bardi-Barry | Cooper | 1:08:40,5 | 135,3 | 20 |
2 | 27 | Kurt Ahrens sen. | Lotus | 1:09:54,9 | 132,9 | 20 |
3 | 6 | Picko Troberg | Lola | 1:09:55,3 | 132,9 | 20 |
4 | 34 | Ernst Hiller | Cooper | 1:09:58,4 | 132,3 | 20 |
5 | 9 | John Harwood | Lola | 1:11:54,7 | 129,2 | 20 |
6 | 38 | Gerhard Mitter | Lotus-DKW | 1:12:18,7 | 128,5 | 20 |
7 | 28 | Kurt Ahrens jun. | Cooper | |||
Schnellste Runde: Kurt Arends jun., Cooper, 145,1 km/h (neuer Rundenrekord) |
Weitere Informationen und Bilder zur Südschleife und zum
Eifelpokal-Rennen gibt es in dem Buch
The Other Green Hell
Link zum Buch
:
Für die Bilder und Informationen zum Eifelpokal-Rennen 1962
bedanken wir uns bei:
- Dirk Rommelsheim
- Rob Semmeling
- Wolfgang Thierarck
Quellen: Aufzeichnungen Manfred Rommelsheim, Tageszeitung, Das Motorrad, ADAC
Motorwelt, Programmheft, automobil
Veröffentlichung: 22. Februar 2012
Letzte Aktualisierung: 20. März 2016
Copyright: Burkhard Köhr