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ADAC-Eifelpokal-Rennen

Graf-Trips-Gedächtnis-Rennen

30. September 1962

Bilder: Manfred Rommelsheim; Bericht: Burkhard Köhr

Nürburgring-Südschleife: Streckenlänge 7,747 km

Skandal in der Formel Junior - schwere Stürze bei den Motorrad-Rennen

      Zum dritten Mal wurde das Eifelpokal-Rennen für den Motorsport-Nachwuchs auf der Südschleife des Nürburgrings durchgeführt. Das Eifelpokal-Rennen 1961 wurde nach dem tödlichen Unfall von Wolfgang Graf Berghe von Trips beim Formel-1-Lauf in Monza am 10. September 1960 abgesagt. In diesem Jahr bekam das Eifelpokal-Rennen den Zusatz "Graf-Trips-Gedächtnis-Rennen". Wolfgang Graf Berghe von Trips hatte sich für die Förderung des Motorsport-Nachwuchs eingesetzt.

30.000 Zuschauer waren an den Ring gekommen. Von den 300 Ausweisfahrern der Motorradrennen wurden nach dem Training 182 Fahrer zum Rennen zugelassen. Trotz dieser Qualifikation gab es einige schwere Stürze. Wobei die Mehrzahl der Stürze auf mangelnde Streckenkenntnisse, geringe Fahrpraxis und Übermut zurückzuführen waren. Unter anderem winkte ein Fahrer vor einer Kurve den Zuschauern zu und prompt kam es zu einem Sturz. Der Fahrer wurde ins Adenauer Krankenhaus eingeliefert.

Das Rennen der Formel Junior beschäftigte später das ONS-Gericht.

Blick von der Zuschauerbrücke zwischen Gegengerade und Südtribüne Richtung Nordkurve.

 

Rennen 1: Motorräder bis 50 ccm Hubraum

Das Rennen der 50-ccm-Hubraum-Klasse wurde einen sichere Beute für Dietrich Gedlich. Wobei es hier bei der technischen Abnahme nicht ganz korrekt ablief. Dietrich Gedlich bekam die Kreidler-Werksmaschine von Dan Shorey zur Verfügung gestellt. Die Rennleitung lehnte den Protest gegen diese Maschine, da angeblich die Protestfrist nicht eingehalten wurde. Leider wurde bei der technischen Abnahme kein Eigentums-Nachweis gefordert und auch die Pflichtrunden im Training wurden nicht eingehalten. Dietrich Gedlich hatte die Maschine erst am Samstag erhalten. 

Diedrich Gedlich (Kreidler)

 

Motorrad bis 50 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer
Platz Startnummer Fahrer Marke Zeit (Minuten) Ø km/h Runden
1 257 Dietrich Gedlich Kreidler 31:43,2 102,6 7
2 287 Horst Rotermundt Kreidler 32:30,5 100,0 7
3 254 Walter Däuwel Victoria 33:26,2 97,4 7
4 250 Albert Beirle Kreidler 33:36,7 96,9 7
9 weitere Fahrer im Ziel, 4 Fahrer ausgeschieden
Schnellste Runde: Dietrich Gedlich, Kreidler, 4:27,0 Minuten = 104,5 km/h

 

 

Rennen 2: Motorräder bis 125 ccm Hubraum

Im Rennen der Motorräder bis 125-ccm-Hubraum gab es einen tollen Zweikampf zwischen Richard Thomas und Karl-Heinz Sondergeld. In der fünften Runde überholte Richard Thomas den bis dahin führenden Karl-Heinz Sondergeld. Karl-Heinz Sondergeld blieb auf Schlagdistanz, musste sich aber letztendlich mit dem zweiten Platz begnügen.

Richard Thomas (Ducati)

 

Motorrad bis 125 ccm Hubraum, 7 Runden =
Platz Startnummer Fahrer Marke Zeit (Minuten) Ø km/h Runden
1 239 Richard Thomas Ducati 28:38,6 113,6 7
2 238 Karl-Heinz Sondergeld Bultaco 28:40,2 113,5 7
3 198 Werner Eser Bultaco 28:59,8 112,2 7
4 208 Walter Kaletsch Mondial 29:32,8 109,5 7
5 243 Rolf Wintermeyer Bultaco     7
25 weitere Fahrer im Ziel, 9 Fahrer ausgeschieden
Schnellste Runde: Richard Thomas, Ducati, 4:01,8 Minuten = 115,4 km/h

 

 

Rennen 3: Motorräder bis 250 ccm Hubraum

Nach dem Start führte zunächst Karl-Erich Waldmann vor Wilhelm Burkert. In der zweiten Runden übernahm Wilhelm Burkert die Führung und konnte diese ausbauen. Zur Verteidigung von Karl-Erich Waldmann muss erwähnt werden, dass sich eine Befestigungsschelle am Lenker gelöst hatte. Auf den dritten Platz kam Karl Meub nach einer tollen Aufholjagd von Platz 15.


Wilhelm Burkert (Adler RS)
Streckenabschnitt Am Knick, dem Übergang von der Südkehre in die Südschleife.
Vorne: Peter Weber (NSU)
Hinten: Friedrich Risse (NSU)

 

Motorrad bis 250 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer
Platz Startnummer Fahrer Marke Zeit (Minuten) Ø km/h Runden
1 115 Wilhelm Burkert Adler RS 27:11,6 119,6 7
2 168 Karl-Erich Waldmann Adler 27:41,1 117,5 7
3 149 Karl-Heinz Meub Adler 28:07,4 115,7 7
4 167 Günther Stoffel Adler 28:20,5 114,5 7
22 weitere Fahrer im Ziel, 12 Fahrer ausgeschieden
Schnellste Runde: Wilhelm Burkert, Adler RS, 3:49,6 Minuten = 121,5 km/h

 

 

Rennen 4: Motorräder bis 350 ccm Hubraum

30 Fahrer standen am Start. Der Trainingsschnellste Udo Stüßer übernahm sofort die Führung und gewann das Rennen überlegen. An zweiter Stelle liegend musste Horst Ebert schon nach der ersten Runde an die Box und ging wieder ins Rennen. Horst Ebert konnte noch bis auf den fünften Platz vorfahren. Im Kampf um den zweiten Platz in einem Viererpulk stürzte Wille Kern (Norton) und zog sich eine Gehirnerschütterung und ein Kniegelenkbruch zu. 


Joachim Gawlick (AJS) lag knapp vor Manfred Gäckle (DKW). Vorne: Horst Ebert (AJS)
Hinten: Udo Stüßer (Norton)

 

Motorrad bis 350 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer
Platz Startnummer Fahrer Marke Zeit (Minuten) Ø km/h Runden
1 95 Udo Stüßer Norton 26:30,0 122,2 7
2 87 Walter Meinhardt Triumph 27:22,9 118,7 7
3 74 Manfred Gäckle DKW 27:23,4 118,6 7
4 62 Theodor Apel Norton 27:30,0 118,2 7
5 69 Horst Ebert AJS     7
18 weitere Fahrer im Ziel, 7 Fahrer ausgeschieden
Schnellste Runde: Udo Stüßer, Norton, 3:44,1 Minuten = 124,4 km/h

 

 

Rennen 5: Motorräder bis 500 ccm Hubraum

Nach dem Start fuhr Klaus Anders der Konkurrenz auf und davon und einem sicheren Sieg entgegen. Die Verfolger Alfred Stöcker, Lothar Arends, Siegfried Springenberg und Hans Schmidt lieferten sich einen grandiosen Kampf um die weiteren Plätze.

Streckenabschnitt Bränke Kopf
Vorne: Lothar Arends (BMW)

 

Streckenabschnitt Bränke Kopf
Rolf Fenker (Norton) vor Karl-Heinz Maubach (NSU), Hartmut Allner (BMW), Rudolf Niedzielski (BMW) und Reiner Adler (BMW).

 

Kurvenduell

 

Streckenabschnitt Bränke Kopf
Alex Ludwig (Norton) führte eine Gruppe von Verfolgern an. An zweiter Stelle lag Engelbert Kleimaier (BMW) vor Herbert Sauer (Horex).

 

Motorrad bis 500 ccm Hubraum, 7 Runden = 54,229 Kilometer
Platz Startnummer Fahrer Marke Zeit (Minuten) Ø km/h Runden
1 10 Klaus Enders Norton 26:06,9 124,6 7
2 47 Alfred Stöcker BMW 26:45,6 121,6 7
3 3 Lothar Arends BMW 26:46,2 121,5 7
4 46 Siegfried Springenberg Horex 26:46,8 121,4 7
5 41 Hans-W. Schmidt Stoßstangen-BMW     7
20 weitere Fahrer im Ziel, 8 Fahrer ausgeschieden
Schnellste Runde: Klaus Enders, Norton, 3:38,4 Minuten = 127,6 km/h

 

 

Rennen 6: Motorräder mit Seitenwagen

Im Training der Seitenwagen stürzten Hans Waliszewski/Herbert Eggert mit ihrer Horex schwer, wobei Herbert Eggert sich schwere Rückenverletzungen zu zog. Nach einem Frühstart wurden August Wolf/Klaus Rauhaus und Ludwig Hahn/Philipp Kriechbaum jeweils mit einer 30-Sekunden-Zeitstrafe belegt. Auch im Rennen passierten mehrere schwere Unfälle. Nach einer Kollision mit einem Gespann verunglückten Günter Strasburger / Hans Braschohs (BMW / Startnr. 33). Günter Strasburger wurde mit einem Schädelbasisbruch mit dem Hubschrauber in die Bonner Universitätsklinik geflogen. Im Krankenhaus erlag Günter Strasburger seinen schweren Verletzungen.

 

Streckenabschnitt Bränke Kopf

Bernhard Rosendahl/Bernhard Remy (BMW) vor Kurt Meixner/Rolf Wiessmann (BMW) und Alex Ludwig/Kurt Eisenberg (BMW).
Streckenabschnitt Bränke Kopf

Vorne Rolf Kolb/Peter Winterbauer (BMW) vor Alfred Stuttfeld/Werner Obluda (BMW), Egon Schons/Karl Lauterbach (BMW) und Albert Rauscher/Werner Keil (Horex).

Streckenabschnitt Bränke Kopf

Fred und Josef Huber (BMW) vor Ludwig Hahn/Philipp Kirchbaum (BMW).

 

 

Streckenabschnitt Bränke Kopf
Alex Ludwig (Norton) führte eine Gruppe von Verfolgern an. An zweiter Stelle lag Engelbert Kleimaier (BMW) vor Herbert Sauer (Horex).

 

Seitenwagen, 7 Runden = 54,229 Kilometer
Platz Startnummer Fahrer Marke Zeit (Minuten) Ø km/h Runden
1 11 Fred Huber/Josef Huber BMW 29:07,2 111,7 7
2 20 Kurt Meixner/Rolf Wiessman BMW 30:15,8 107,5 7
3 36 August Wolf/Klaus Rauhaus BMW 30:16,0 107,5 7
4 18 Alex Ludwig/Kurt Eisenberg Norton 30:39,8 106,1 7
6 weitere Gespanne im Ziel, 15 Gespanne ausgeschieden
Schnellste Runde: Ludwig Hahn/Philipp Krichbaum, BMW, 4:04,1 Minuten = 114,2 km/h

 

 

Rennen 7: Formel Junior

Skandal in der Formel Junior

Nach dem Eifelpokal-Rennen kam es zu einem der größten Skandale im Motorsport. Der Hubraum der Formel Junior-Rennwagen war auf 1100 ccm begrenzt. Vor dem Rennen hatte Gerhard Mitter Kurt Ahrens jr. auf Unstimmigkeiten beim Hubraum angesprochen. Für Gerhard Mitter und Kurt Ahrens jr. ging es in dem Rennen um die entscheidenden Punkte für den Titel "Deutscher Formel-Junior-Meister". 

Das Formel-Junior-Rennen ging über 20 Runden. 27 Fahrer standen am Start. Gerhard Mitter übernahm zuerst die Führung vor Kurt Ahrens jr. Kurt Ahrens jr. fuhr während des Rennens immer schön brav hinter Gerhard Mitter hinterher. Selbst als Gerhard Mitters Auto-Union Dreizylinder nur noch auf 2 Zylinder lief und die Spitzengeschwindigkeit deutlich darunter litt, blieb Kurt Ahrens im Windschatten von Gerhard Mitter. In der 13. Runde ging Gerhard  Mitter dann an die Box und ließ die Zündanlage überprüfen. Zwischenzeitlich wartete Kurt Ahrens jr. mit seinem Wagen in der Müllenbachkurve, um nicht Gerhard Mitter zu überholen. Das Rennen gewann Curt Bardi-Barry (Cooper T59) vor Kurt Ahrens sen. (Lotus 22) und Picko Troberg (Lola MK5). Die schnellste Runde fuhr Kurt Ahrens jr. in 3:12,2 min. Nach diesem offiziellen Ergebnis war Gerhard Mitter neuer Meister der Formel Junior. Kurt Ahrens jr. erhielt den Trips-Gedächtnis-Preis für die schnellste Runde im Rennen der Formel Junior.

Nach dem Rennen ging der Skandal um die Hubraumbegrenzung in der Formel Junior los. Alan Rees gab nach dem Rennen zu, dass er während des Trainings einen Lotus-Werkswagen mit 1450 ccm gefahren hatte. Ebenfalls gab er zu, dass im Lotus-Rennstall die ganze Saison über mit Motoren über 1100 ccm gefahren wurde. Nachdem dieser Offenbarungseid geleistet worden war, traten auch Kurt Ahrens jr. und der Sieger der Rennes, Curt Bardi-Barry, ins Rampenlicht und gaben an, dass sie beim Rennen mit Rennwagen über 1100 ccm gefahren waren.  

Nach dem Rennen verzichtete Kurt Ahrens jr. per Telegramm an die ONS auf seine Meisterschaftspunkte.

Im Dezember 1962 wurden Gerhard Mitter und Kurt Ahrens jr. vom ONS-Gericht zu einem Lizenzentzug von 6 Monaten verurteilt, da das Gericht überzeugt war, dass Gerhard Mitter und Kurt Ahrens jr. sich vor dem Eifelpokal-Rennen abgesprochen hatten. Zu einer Verurteilung wegen des zu großen Hubraums am Wagen von Kurt Ahrens jr. beim Eifelpokal-Rennen kam es nicht.

In der Berufsverhandlung wurde der Lizenzentzug von Gerhard Mitter auf 4 Monate reduziert. Diesmal wurde er nicht wegen Absprache mit Kurt Ahrens jr. verurteilt, sondern weil er die Veranstalter des Eifelpokal-Rennens nicht über den Betrug von Kurt Ahrens jr. informiert hatte.

Kurt Ahrens sen.
Lotus
John Harwood
Lola
André Pilette
Merlyn

 

Kurt Ahrens jr.
Cooper
Curt Barry
Cooper
Gerhard Mitter
Lotus-Mitter

 

Formel Junior, 20 Runden = 154,940 Kilometer
Platz Startnummer Fahrer Wagen Zeit (Minuten) Ø km/h Runden
1 22 Curt Bardi-Barry Cooper 1:08:40,5 135,3 20
2 27 Kurt Ahrens sen. Lotus 1:09:54,9 132,9 20
3 6 Picko Troberg Lola 1:09:55,3 132,9 20
4 34 Ernst Hiller Cooper 1:09:58,4 132,3 20
5 9 John Harwood Lola 1:11:54,7 129,2 20
6 38 Gerhard Mitter Lotus-DKW 1:12:18,7 128,5 20
7 28 Kurt Ahrens jun. Cooper      
Schnellste Runde: Kurt Arends jun., Cooper, 145,1 km/h (neuer Rundenrekord)

 

Weitere Informationen und Bilder zur Südschleife und zum Eifelpokal-Rennen gibt es in dem Buch
The Other Green Hell

Link zum Buch

:
Für die Bilder und Informationen zum Eifelpokal-Rennen 1962 bedanken wir uns bei:
- Dirk Rommelsheim
- Rob Semmeling
- Wolfgang Thierarck

Quellen: Aufzeichnungen Manfred Rommelsheim, Tageszeitung, Das Motorrad, ADAC Motorwelt, Programmheft, automobil

Veröffentlichung: 22. Februar 2012
Letzte Aktualisierung: 20. März 2016
Copyright: Burkhard Köhr

 

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