15. Eifelrennen
11. Juni 1950
Bilder: Erich Justra, Burkhard Köhr; Bericht Burkhard Köhr
Nürburgring-Nordschleife
Streckenlänge: 22,810 Kilometer
Doppelsieg für Fritz Rieß
Veritas bei den Formel-Wagen enttäuschend
Tödlicher Unfall von Theodor Weißenberger
Beim 15. Eifelrennen war die Nordschleife sehr gut besucht.
Rund 200.000 Zuschauer hatten sich an den weltbekannten Streckenabschnitten
niedergelassen. Bei den Motorradrennen gingen insgesamt 82 Solofahrer und 22
Gespanne an den Start. Die Sportwagenklasse war mit 35 und die Rennwagen mit 25
Startern besetzt.
Rennen 1:
Motorräder ohne Seitenwagen bis 125 ccm Hubraum, 3 Runden = 68,430 km
Motorräder ohne Seitenwagen bis 350 ccm Hubraum, 6 Runden = 136,860 km
Bei den 125 ccm-Maschinen gab es einen DKW-Doppelsieg. H. P.
Müller führte das Rennen souverän an und baute seinen Vorsprung stetig aus. Mit
seiner schnellsten Runde in 13:59,1 Minuten (= 97,9 km/h) fuhr er einen neuen
Rundenrekord in seiner Klasse.
In der Motorradklasse bis 350 ccm Hubraum setzte sich Heiner Fleischmann (NSU)
sofort an die Spitze des 21 Fahrer starken Feldes. Heiner Fleischmann fuhr
anscheinend einem ungefährdeten Sieg entgegen. Sein Vorsprung betrug 48 Sekunden
als er in der letzten Runde kurz vor dem Ziel mit Spritmangel ausfiel.
Siegfried Wünsche (DKW) konnte dadurch einen nie erwarteten Sieg erringen. Durch
zweimaligen Kerzenwechsel war Siegfried Wünsche schon in der ersten Runde auf
den 12. Platz zurück gefallen. Fahrerisches Können und Wagemut brachten ihm noch
den Sieg.
Rennen 2:
Motorräder mit Seitenwagen bis 600 ccm Hubraum, 4 Runden = 91,240 km
Motorräder mit Seitenwagen bis 1200 ccm Hubraum, 4 Runden = 91,240 km
Zu einem nie gefährdeten Sieg fuhren Hermann Böhm/Karl Fuchs
(NSU) in der kleinen Beiwagenklasse. Nur Max Klankermeier/Hermann Wolz (BMW)
konnten das Tempo an der Spitze mitgehen. Die Drittplatzierten Erich
Ruppert/Karl Bauer hatten nach 4 Runden einen Rückstand von fast 5 Minuten.
Bei der Gespannklasse bis 1200 ccm Hubraum siegten Hans Schäfer/Franz Höller
(BMW). Die Favoriten Sepp Müller/Karl Rührschneck (BMW, Startnummer 1) fielen in
der letzten Runden aus.
In beiden Klasse war die Rundenzahl von 5 auf 4 Runden gekürzt worden.
Rennen 3:
Rennwagen der Formel II, 6 Runden = 136,860 km
Rennwagen der Formel III, 5 Runden = 114,050 km
Bei den Formel-2-Wagen gingen die Veritas-Rennwagen als
Favoriten ins Rennen. Diesen Vorschußlorbeeren wurde Toni Ulmen (Veritas) in der
ersten Runde mit einem fulminanten Start gerecht. Markenkollege Hermann Lang
(Startnummer 127) schied bereits in der ersten Runde mit einer defekten
Benzinpumpe aus. Kurze Zeit später fiel auch Karl Kling (Startnummer 124) auf
Veritas aus. Somit hielt Toni Ulmen die Hoffnungen der Veritas-Freunde auf einen
Sieg am Leben. In der letzten Runde mobilisierte Fritz Rieß mit seinem AFM alle
Reserven. Er fuhr mit 121,0 km/h einen neuen Rundenrekord für die Formel 2 und
siegte vor Toni Ulmen. Von den sieben gestarteten Wagen erreichten nur drei das
Ziel.
Der Zweikampf zwischen Walter Komossa (Scampolo) und Ferdi Lehder (LTE
Brilliant) prägte in den ersten 3 Runden das Rennen der Formel 3. Beim Tanken
nach der dritten Runde verlor Ferdi Lehder den Anschluss und Walter Komossa kam
zu einem ungefährdeten Sieg.
Willy Rentrop
Startnummer 142
Marke: Scampolo - Formel III
Gottfried Vollmer
Startnummer 144
Marke: Atlas - Formel III
Fahrer unbekannt
Startnummer 168 wird im Programmheft nicht aufgeführt
Oscar Frank stellte seinen defekten Cooper, Spitzname "Berndchen", beim Rennen der Formel III zwischen
Streckenabschnitt Schwalbenschwanz und Galgenkopf ab.
Im Vordergrund ist der Scampolo von Willy Arnold mit der Startnummer 151 zu sehen.
Dahinter stehen die Veritas von Hermann Lang und Karl Kling.
Rennen 4:
Motorräder ohne Seitenwagen bis 250 ccm Hubraum, 6 Runden = 136,860 km
Motorräder ohne Seitenwagen bis 500 ccm Hubraum, 6 Runden = 136,860 km
Das Rennen der 250-ccm-Maschinen schien eine sichere Beute für
Ewald Kluge (DKW) zu sein. Doch in der letzten Runde fiel er wegen technischer
Probleme zurück und musste sich letztendlich mit dem 4. Platz benötigen. H. P.
Müller (Startnummer 100) ereilte das gleiche Schicksal bereits in der 4. Runde
und er musste seine Maschine abstellen. Somit war der Weg frei für Hein
Thorn-Prikker (Moto-Guzzi) und einem Vertreter der Saugmaschinen.
Der Start der Motorräder der schweren Motorradklasse war
bemerkenswert. Georg "Schorsch" Meier (BMW) und Heiner Fleischmann (BMW) mussten
beim Start infolge von Verletzungen Starthilfe in Anspruch nehmen. Wiggerl Kraus
(BMW) und Schorsch Meier kamen am besten los und führten das Feld an. An dritter
Stelle liegend fiel Heiner Fleischmann bis zur dritten Runde um 48 Sekunden
zurück. In der zweiten Rennhälfte setzte er alles auf eine Karte. Mit einer
neuen Rekordrunde (124,8 km/h) konnte er den Abstand zu Wiggerl Kraus wieder
deutlich reduzieren. Einholen oder überholen konnte er Wiggerl Kraus nicht mehr
und lag am Ende der 6. Runde 22 Sekunden hinter dem BMW-Fahrer. Das gute
Ergebnis für BMW rundete Walter Zeller mit seinem vierten Platz ab. Mit
stehendem Motor überfuhr er die Ziellinie. Hans Meier (BMW, Startnummer 19)
hatte einen gefährlich aussehenden Unfall, erlitt aber keine ernsten
Verletzungen.
Goerg 'Schorsch' Meier auf dem Weg zum Sieg in der Klasse bis 500 ccm Hubraum
Rennen 5:
Sportwagen bis 1100 ccm Hubraum, 6 Runden = 136,860 km
Sportwagen bis 1500 ccm Hubraum, 6 Runden = 136,860 km
Sportwagen bis 2000 ccm Hubraum, 6 Runden = 136,860 km
Bei den Sportwagen erklomm erneut Fritz Rieß (Veritas) den
Thron. Im Training hatte sich Fritz Rieß am Auge verletzt. Auch dieses Handicap
konnte ihn im Rennen nicht bremsen. Mit 117,3 km/h fuhr Fritz Rieß einen neuen
Rundenrekord für Sportwagen. Der Zweitplatzierte Willi Krakau hatte schon mehr
als 2 Minuten Rückstand.
Theodor Weißenberger (Startnummer 15) verunglückte mit seinem BMW-Eigenbau im
Streckenabschnitt Metzgesfeld tödlich. Einen weiteren Rundenrekord gab es bei den Sportwagen bis
1500 ccm Hubraum. Paul Pietsch (Veritas) erzielt einen Durchschnitt von 110,4
km/h. Paul Pietsch wurde auch als Sieger abgewinkt. In der kleinen
Sportwagenklasse siegte Walter Glöckler (VW-Eigenbau).
Start zum Rennen der Sportwagen bis 2000 ccm Hubraum.
Im Bild ganz links mit der Startnummer 7: Walter Assenheimer auf BMW-Eigenbau.
Außen rechts ist mit der Startnummer 17 Firtz-Georg Martin auf Veritas zu sehen.
Ganz rechts vorne ist der Veritas von Franz Rissmann mit der Startnummer 14 zu sehen.
Start zum Rennen der Sportwagen bis 1100 ccm Hubraum.
Ganz links fährt der spätere Sieger Walter Glöckler (Startnummer 51) auf einem VW-Eigenbau.
Günther Schorr
Startnummer 61
Marke: VW
Start der Sportwagen bis 1500 ccm Hubraum
Der spätere Sieger Paul Pietsch (Veritas) in Front vor dem weißen Veritas (Startnummer 29) vom Zweitplatzierten Helmut Glöckler.
Streckenabschnitt Hatzenbach
Start zu einem Rennen in der Motorklasse
Zuschauerplätze und Haupttribüne kurz vor dem Start zu einem Wagenrennen.
Motorräder im Streckenabschnitt zwischen Schwalbenschwanz und Galgenkopf.
Am linken Streckenrand steht ein defekter Formel-III-Wagen.
Im Sporthotel wurde am Samstag nach dem Training Huschke von
Hanstein mit Ursula von Kaufmann getraut. Der Standesbeamte wurde mit einem
Motorrad zum Sporthotel gebracht. In einem Veritas-Cabriolet fuhr das Brautpaar
vor.
Weitere Informationen und Bilder zum ADAC Eifelrennen gibt es in dem Buch:
Besten Dank an Erich Justra, der uns seine Bilder vom Eifelrennen
zur Verfügung gestellt hat.
Vielen Dank an Michael Behrndt, der die Starterliste aus dem
Programmheft zum Eifelrennen 1950 zur Verfügung gestellt hat.
Quellen: auto motor und sport, Artikel aus einer Tageszeitung, Programmheft
Die Durchschnittsgeschwindigkeiten wurden teilsweise neu berechnet. Die Angaben
aus den oben genannten Quellen waren fehlerhaft.
Veröffentlichung: 18. August 2009
Letzte Aktualisierung: 7. Dezember 2018
Copyright: Burkhard Köhr