Tragische Unfälle auf dem Nürburgring 1965 - 1974
1965
XI. Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen
23. Mai 1965
Die Luxemburger Nicolas Koob und Honore
Wagner waren mit einem Alfa Romeo Giulia TZ gestartet. In der 19. Runde
verunglückte der mehrfache luxemburgische Meister Honore Wagner im
Streckenabschnitt "Kallenhardt". Er stürzte mit seinem Alfa einen
Steilhang hinunter, wobei er tödliche Kopfverletzungen erlitt.
Mit der Startnummer 85 der Alfa Romeo Giulia TZ mit dem
Honore Wagner im Rennen tödlich verunglückte.
Dahinter der Ferrari 250 GTO von Peter Sutcliffe und Peter Lumsden.
25. - 26. September 1965
Tödlicher Unfall im freien Training
Am Freitag, den 24. September, war zwar Training angesetzt, aber es wurden nur die gefahrenen Runden gezählt ohne Zeitmessung.
Die Motorradfahrer sollten sich mit der Südschleife vertraut machen. Umso tragischer war der tödliche Unfall von
Manfred König mit seiner 500er BMW. Vor der Müllenbachkurve überholte Manfred König zwei Teilnehmer und fuhr dann
ohne einem Bremsmanöver geradaus in den Fangzaun. Manfred Köning verstarb am Unfallort an seinen schweren inneren Verletzungen.
1966
28. Großer Preis von Deutschland
8. August 1966
Feuerunfall mit Spätfolgen
Erstmalig in der Geschichte der Formel 1 fuhren
auch Formel 2-Wagen im gleichen Rennen mit. John Taylor konnte sich im Training
mit seinem Formel 1-Wagen als 17. knapp vor Jacky Ickx im Formel 2-Wagen
behaupten. Bei immer wieder einsetzenden Regen gingen 18 Formel-1-Wagen und 10
Formel-2-Wagen auf die 15 Runden Distanz. Schon in der ersten Runde kollidierten
John Taylor (Brabham BRM BT11) und Jacky Ickx (Matra MS5) im Streckenabschnitt
Flugplatz. Der Brabham von John Taylor ging in Flammen auf. Jacky Ickx zog John
Taylor aus den Flammen. Mit Verbrennungen 2. Grades wurde John Taylor ins
Krankenhaus nach Koblenz gebracht. Nachdem zuerst die Nachricht kam, dass John
Taylor außer Lebensgefahr sei, verschlechterte sich sein Zustand. 4 Wochen nach
dem Unfall verstarb John Taylor am 9. September an einer Infektion. John Taylor
fuhr seit 1958 Rennen. 1966 fuhr John Taylor seine ersten Rennen in der Formel
1. Ironie des Schicksals: Bruce McLaren konnte zum Großen Preis von Deutschland
nicht antreten und John Taylor übernahm den Wagen von Bruce McLaren.
John Taylor (Brabham BRM) im Training. Im Rennen kollidierte
er in der ersten Runde an der Quiddelbacher Höhe mit Jacky Ickx. Der Wagen fing
Feuer. Wochen nach dem Unfall verstarb John Taylor.
1967
Gleichmäßigkeitsprüfung / Rallye
16. Mai 1967
Rainer und Bernd Dangel nahmen am 16. Mai
1967 an einer Gleichmäßigkeitsprüfung teil. Im Verlauf dieses Wettbewerbs
kamen sie mit ihrem Opel Kadett von der Strecke ab. Die Verletzungen von
Rainer Dangel waren tödlich.
3. ADAC-12-Stunden-Sonderprüfungsfahrt Nürburgring 1967
22. - 23. Juli 1967
Ring-Neuling verlor Orientierung auf dem Ring
Der Motorsport-Club Langenfeld führte die 3.
ADAC-12-Stunden-Sonderprüfungsfahrt Nürburgring im Juli 1967 durch. Die
Streckenlänge betrug 420 Kilometer ohne Fahrerwechsel. Ein Beifahrer
konnte an der Prüfungsfahrt teilnehmen.
114 Fahrzeuge starteten zur Prüfungsfahrt. In Wertung
erreichten 96 Fahrzeuge das Ziel. Der Start erfolgte um 21:00 Uhr. Die
Teilnehmer wurden mit 5 Sekunden Abstand gestartet.
Das Reglement sah vor, dass die vorgeschriebenen
Rundenzeiten nach den PS der Fahrzeuge festgelegt wurden. Ein Wagen mit
weniger als 30 PS musste die Nordschleife innerhalb von 18:10 Minuten
umrunden. Bei den Fahrzeugen mit mehr als 125 PS lag die Sollzeit
beispielsweise bei 15:30 Minuten. Da die 12-Stunden-Sonderprüfungsfahrt
bei trockenem Wetter abgehalten wurde, kamen die "Regenzeiten" nicht zum
Einsatz. Bei Regen wären die Sollzeiten um 1:30 Minuten erhöht worden.
In der 4. Runde verunglückte der Münsteraner Helmut
Bernsmann mit seinem BMW 1600/2 in der Bergwerkkurve tödlich. Sein
Beifahrer Karl Räckers erlitt einen Oberarmbruch. Laut Aussage der
Streckenposten fuhr Helmut Bernsmann vor der Rechtskurve auf der rechten
Fahrbahnseite, obwohl die Bergwerkskurve von der linken Seite in einem
möglichst großen Radius angefahren wird. Ohne Lenkbewegung fuhr Helmut
Bernsmann geradeaus. Helmut Bernsmann war Ring-Neuling gewesen.
Großer Preis von Deutschland
5. August 1967
Zuschauer am Streckenrand
Das Rennen um den AvD-Rheinland-Pfalz-Preis für Touren- und GT-Wagen Im
Rahmenprogramm wurde am Samstag um 17:00 Uhr nach dem Training der Formel
1 gestartet. Der Ludwigsburger Roland Cantz kam mit seinem Mercedes Benz
300 SE im Streckenabschnitt Hohe Acht in der Rechtskurve von der Strecke
ab und raste in eine Gruppe von Zuschauern, die sich in der Sperrzone
aufhielten. Ein Zuschauer starb sofort an der Unfallstelle, 8 weitere
Zuschauer wurden verletzt. Von diesen achten Verletzten verstarben zwei
einige Tage später im Krankenhaus.
In Berichten zum Großen Preis von Deutschland wird von 2
Todesopfern gesprochen. Das dritte Todesopfer starb erst einige Tage nachdem die
Berichte zum Rennen veröffentlicht wurden. Rudolf Rehker veröffentlichte 1978
seine Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde mit dem Titel "Unfälle auf dem
Nürburgring in den Jahren 1967 - 1971 unter Berücksichtigung der
Unfallverhütungsvorschriften und des Rettungsdienstes". In seiner Dissertation
berichtet Rudolf Rehker von 3 Todesopfern. In einem Gespräch mit Rudolf Rehker
im Januar 2006 erzählte mir Rudolf Rehker von dem dritten Todesopfer, dass er
über die Krankenakten des Krankenhauses in Adenau und der Universitätskliniken
in Köln und Bonn ermittelt hatte.
84h Marathon de la Route
22. - 26. August 1967
Der Belgier Georges Berger verunglückte
am 23. August morgens um 4:00 Uhr mit seinem Porsche 911 im
Streckenabschnitt Pflanzgarten tödlich.
Makaber: Der verunfallte Wagen wurde
von einigen Zuschauern innerhalb kürzester Zeit vollständig geplündert.
1968
ADAC 500-Kilometer-Rennen
1. September 1968
Rennfahrerlizenz trotz Handicap
Zu Beginn des Trainings zum 500-Kilometer-Rennen 1968 verunglückte der im
Tourenwagen-Europapokal bis 1000 ccm führende 25jährige Niederländer
Abertus Goedemans tödlich. Mit seinem Abarth 1000 SP wollte er kurz hinter
der Brücke bei der Antoniusbuche einen Wankel-Spider überholen. Dabei kam
er auf die Grasnarbe und überschlug sich. Obwohl Abertus Goedemans
angeschnallt war, wurde er aus dem Wagen geschleudert und erlitt tödliche
Kopfverletzungen. Er hatte seinen Helm beim Unfall verloren.
Vermutlich wurde der Unfall durch einen Fahrfehler hervorgerufen. Von
Schuld bei diesem Unfall zu sprechen ist schwierig. Jedoch hatte Abertus
Goedemans wie auch sein Club fahrlässig gehandelt. Abertus Goedemans war
auf einem Auge fast blind. Trotzdem erhielt er von seinem Club die
Rennfahrerlizenz ausgestellt.
Beim 6-Stunden-Tourenwagenrennen im gleichen Jahr auf dem Nürburgring hatte sich
Abertus Goedemans einer ärztlichen Untersuchung entzogen, in dem er einen
Mechaniker zum Gesundheitscheck geschickt hatte. Diese Täuschung blieb damals
unbemerkt.
1969
21. - 22. Juni 1969
Die dritte Auflage der 24-Stunden-Nürburgring wurden am 21. - 22. Juni 1969 letztmalig als Dauer- und
Leistungsprüfung ausgetragen. Ab 1970 etablierte sich das 24-Stunden-Rennen.
Bei dieser letzten Dauer- und Leistungsprüfung über 24 Stunden starteten die beiden Solinger Erhard Rauh und Bernd Bücken
mit einem NSU 1000 TT in der Klasse 4 "Serien-Tourenwagen und Tourenwagen bis 1150 ccm Hubraum". Erhard Rauh kam mit dem
Wagen von der Strecke ab. Der Wagen fing Feuer und Erhard Rauh erlitt Verbrennungen dritten Grades. Er wurde in die
Klinik Köln-Mehrheim gebracht. Dort verstarb er.
Besten Dank an Hugo Böcker für die Informationen.
1. ADAC Prüfungsfahrt Nürburgring
26. Juli 1969
Die 1. ADAC Prüfungsfahrt Nürburgring am 26. Juli wurde von den
Motorsportfreunden Saar (Dillingen) ausgerichtet. In der Arembergkurve
überschlug sich ein 28jährige Fahrer mit seinem Fiat 850 und wurde tödlich
verletzt.
Bei dem verunglückten Fahrer könnte es sich um Antwig Altmann aus Wiesbaden gehandelt haben.
Er startete in der Klasse 1 bis 850 ccm Hubraum mit einem Fiat 850 Coupé.
Großer Preis von Deutschland
2. - 3. August 1969
Tödlicher Unfall von Gerhard Mitter
In der letzten Trainingsrunde am Freitagnachmittag, den 1. August 1969,
verunglückte der 33jährige Gerhard Mitter bei Kilometer 4,9 im Abschnitt
Schwedenkreuz aus unbekannten Gründen. Gerhard Mitter verstarb an der
Unglücksstelle. Es wurden verschiedene Theorien zum Unfallhergang
angestellt. Die genaue Unglücksursache wurde nie geklärt. Augenzeugen zum
Unfallhergang fehlten.
Gerhard Mitter eingangs des Streckenabschnitts
Schwalbenschwanz.
Eine halbe Runde weiter im Streckenabschnitt Schwedenkreuz verunglückte
Gerhard Mitter tödlich.
Gerhard Mitter im Fahrerlager
Das BMW-Team zog im Einverständnis mit Hubert Hahne, Dieter Quester und
der Rennleitung die beiden anderen BMW-Formel-2-Wagen zurück. Auch Hans
Herrmann verzichtet auf den Start.
1970
19. April 1970
Im Training gab es mehrere schwere Unfälle, von denen zwei tödlich endeten.
Im Freitagtraining der Formel V (17. April) verunglückte Hans-Dieter Fröhle (23 Jahre) im
Streckenabschnitt "Schwedenkreuz" gegen 18:00 Uhr tödlich.
Hans-Dieter Fröhle kollidierte mit zwei weiteren Fahrzeugen. Für
Hans-Dieter Fröhle wäre der Lauf um den ONS-Pokal das zweite Rennen in der Formel V gewesen.
Am Samstag, den 18. April, gab es im
Streckenabschnittt "Schwedenkreuz" erneut einen tödlichen Unfall. Zum
Ende des Trainings (17:45 Uhr) der GT- und Tourenwagen verunglückte der 30jährige Kölner Klaus Klein.
Er hatte zuvor die schnellste Trainingszeit der GT-Wagen über 2000 ccm Hubraum in 10:02,1 Minuten erzielt.
Klaus Klein wurde mit einem Krankenwagen ohne Arztbegleitung in das Adenau Krankenhaus transportiert. Am
20. April wurde Klaus Klein in die Uniklinik Bonn verlegt. Dort verstarb er kurze Zeit später.
Besten Dank an Rudolf Rehker, der ein Exemplar seiner Dissertation
"Unfälle auf dem Nürburgring in den Jahren 1967 - 1971 unter Berücksichtigung der Unfallverhütungsvorschriften und des
Rettungsdienstes"
geschenkt hat.
33. ADAC-Eifelrennen
Großer Preis der Motorräder
3. Mai 1970
Verregneter Motorrad-GP mit rutschiger Fahrbahn
Beim Großen Preis der Motorräder 1970 während der
traditionellen Motorsportveranstaltung „Eifelrennen“ am 3. Mai stürzte
der Engländer Robert Fitton im Rennen der 500er Maschinen im
Streckenabschnitt "Wippermann". Er prallte in die Leitplanken und
verblutete.
16. Int. ADAC 1000-Kilometer-Rennen
31. Mai 1970
Einstellfahrt im Training endete tödlich
Beim Training zum 16. Internationalen ADAC-1000-Kilometer-Rennen 1970
hob der Porsche 908 vom Finnen Hans Laine (25 Jahre) auf der langen
Geraden zur Antoniusbuche ab, überschlug sich um die Längsachse und
brannte aus. Der Porsche 917 des finnischen AAW-Teams mit den Fahrern
Pauli Toivonen und Sten Axelsson wurde danach vom Rennen zurückgezogen.
Großer Preis der Tourenwagen
12. Juli 1970
Reifendefekt in der letzten Runde
Herbert Schultze und Reinhard Stenzel starteten auf einem Alfa Romeo
2000 GTA. In der 36. und letzten Runden kam Herbert Schultze aufgrund
eines Reifenschadens in der ersten Rechtskurve vor dem Streckenabschnitt
"Hatzenbach" von der Strecke ab, stürzte eine Böschung hinunter und
wurde tödlich verletzt.
1. - 2. August 1970
Kartfahrer auf der Südschleife
Weil die Formel 1 nach dem Boykott der Fahrer gegen die Nordschleife ihr Gastspiel auf dem Hockenheimring gab,
wurde zeitgleich auf dem Nürburgring der AvD-Preis von Deutschland für die Formel 2 gefahren. Im Rahmenprogramm
wurde der Opel-Markenpokal ausgetragen. Dr. Helmut Marko gewann das Rennen um den Opel-Markenpokal souverän mit
einem Steinmetz-Commodore.
Vor diesem Triumph für die Fa. Steinmetz hatte es am Samstagnachmittag einen tödlichen Unfall bei Testfahrten auf
der Südschleife gegeben. Die Fa. Steinmetz hatte die Südschleife für Testfahrten gemietet.
Vor der eigentlichen Testfahrt fuhren Klaus Steinmetz und Falk Mersch mit dem Servicewagen die
Südschleife ab, um sicherzugehen, dass die Strecke nicht durch Zuschauer oder parkende Autos blockiert wurde.
In gemächlichen Tempo fuhren Klaus Steinmetz und Falk Mersch in die Müllenbachkurve als ihnen der GoKart-Fahrer
Dieter Hausmann als Geisterfahrer entgegen kam und ungebremst in den Wagen fuhr. Dieter Hausmann war auf der Stelle tot.
Der Streckenposten am Posten Müllenbach hatte die Südschleife ebenfalls "privat" an Kartfahrer für Testfahrten vermietet, die
im Rahmenprogramm zum AvD-Preis von Deutschland am Sonntag auf der Start- und Zielschleife starteten. Dieter Hausmann wollte auf
der Südschleife für sein GoKart die richtige Fahrwerksabstimmung finden.
Quelle: "Klaus Steinmetz - Ein Leben für den Motorsport"
Heel-Verlag 2008
ISBN: 978-3-89880-829-3
5. - 6. September 1970
Am Sonntag eröffneten die Motorrad-Fahrer der 500 ccm-Klasse den Renntag. Zwei Minuten später starten die Motorräder
in der 250 ccm-Klasse. In der 500er Klasse stürzte der Dortmunder Ulrich Rutkowski (BMW / Startnr. 278). Er wurde in
die Bonner Universitäsklinik transportiert und verstarb dort.
1971
34. Int. Eifelrennen
30. April bis 2. Mai 1971
Sicherheit auf der Nordschleife ausreichend?
Vittorio Brambilla ging zusammen mit seinem Bruder Ernesto für die
Scuderia Ala D’Oro jeweils mit einem Brabham BT30 an den Start. Die
Sicherheit der Rennfahrer und Zuschauer sollte durch den Umbau der
Nordschleife in den Wintermonaten 70/71 und der Montage von Leitplanken
erhöht werden. Leider kann eine Rennstrecke nur so sicher sein wie alle
Beteiligten das Thema Sicherheit leben.
Während des Rennens kam Vittorio Brambilla in der 3. Runde im
Streckenabschnitt „Kallenhardt“ von der Strecke ab und verletzte dabei
eine Zuschauerin schwer. Die Zuschauerin hatte sich in der Sperrzone
aufgehalten. Einen Tag später erlag die Zuschauerin ihren schweren
Verletzungen.
1. Mayener Rundstreckenrennen
16. - 17. Oktober 1971
Zwei tödliche Unfälle beim letzten Meisterschaftslauf auf der Südschleife
Das 1. Mayener Rundstreckenrennen wurde auf der Südschleife ausgetragen. Es war der letzte
Deutsche Meisterschaftslauf. Das Rennen konnte nur deshalb stattfinden, weil
Günther Hennerici, Inhaber der Eifelland-Wohnwagen-Werke, die Ausfallbürgschaft übernommen hatte.
Noch am Donnerstag hatte es in der Eifel geschneit. Für das Training am Samstag wurde an einigen
Streckenabschnitten Salz gestreut, da diese noch von Rauhreif überzogen waren. Die Fahrer schützten
sich mit dicken Mänteln vor dem eisigen Wind.
Am Samstag im Training der 125-ccm-Klasse stürzte der Bayreuther Herbert Mann mit seiner MZ im Bergaufstück direkt
nach der Müllenbachkurve. Beim Beschleunigen blockierte der Motor der MZ. Mit schwersten Kopfverletzungen
wurde Herbert Mann in die Universitätsklinik Bonn gebracht, wo er um 13:30 Uhr verstarb.
Am Sonntag starteten die Motorräder der 500-ccm-Klasse. Erich Berthold fuhr mit seiner Kawasaki die
Müllenbachkurve zu schnell an und stürzte. Die Verletzungen waren so schwer, dass er noch an der Unfallstelle
verstarb. Das Mayener Rundstreckenrennen war das erste Lizenzrennen für Erich Berthold.
Nach der Veranstaltung zogen die Fahrer ein Fazit: Die Südschleife mit ihrer welligen Fahrbahndecke forderte
den Rennmaschinen alles ab. Die Streckenführung wurde als schwierig bezeichnet und stand der Nordschleife
in nichts nach.
1973
Großer Preis von Deutschland
4. August 1973
Ein Drachenflieger über der Grünen Hölle
Bernd Rauschenwald mit dem Drachensegler in Höhe der Haupttribüne.
Im Show-Programm zum Großen Preis von Deutschland 1973 ließ die Firma
Uniroyal den 32jährigen Österreicher Bernd Rauschenwald werbewirksam mit einem
Flugdrachen auftreten. Im Schlepptau eines Porsche-Rennwagens flog Bernd Rauschenwald
am Samstag nach den Trainingsläufen, von der Betonpiste aus startend, an der
Haupttribüne vorbei. Bernd Rauschenwald trug
eine Art Roll-Skis, um von dem Wagen in die Höhe gezogen zu werden
und später wieder landen zu können.
Die Nürburgring GmbH hatte die Showeinlage im Juli 1973 bei der Bezirksregierung beantragt.
Am 2. August waren mehrere Probeflüge in Gegenwart eines Regierungsdirektors erfolgreich
verlaufen und am 3. August wurde die Genehmigung für den Drachenflug erteilt. Die
Genehmigung enthielt die Auflage, dass das Schleppseil nicht länger als 40 Meter sein
durfte und dass bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 6,5 Meter/Sekunde oder bei
böigem Wind die Veranstaltung nicht stattfinden darf.
Was als Unterhaltung für das Publikum gedacht war, endete in einem
Desaster. Beim zweiten Drachenflug am 4. August wurde Bernd Rauschenwald nach dem Start
unvermutlich durch starken Seitenwind nach links abgetrieben, geriet mit dem Drachenflieger
ins Trudeln, löste sich dann vom
Flugdrachen und stürzte aus einer Höhe von 15 bis 20 Metern in eine Zuschauergruppe
neben der Rennstrecke. Bei dem Unfall prallte Bernd Rauschenwald auf die
Leitplanken, erlitt lebensgefährliche Verletzungen und sieben weitere Zuschauer wurden zum Teil
schwer verletzt. Bernd Rauschenwald verstarb drei Tage später in einem Krankenhaus. Der
Drachenflug wurde live im Fernsehen übertragen.
Für die Bilder und Informationen zum Unfall von Bernd Rauschenwald bedanken wir uns bei:
- Dirk Rommelsheim
- Alf Schwartz
Quellen: Aufzeichnungen Manfred Rommelsheim, Stern, Westfälische Nachrichten, Alf Schwartz
30. Juni 1973
Die Veranstaltung wurde vom MSC Werl auf der Südschleife mit der Streckenvariante Stichstraße
(Streckenlänge 5,72 Kilometer) ausgetragen. 190 Teilnehmer waren am Start. Die Gesamtstrecke
betrug 405,8 km für alle Klassen über 350 ccm Hubraum bzw. 205,5 km für die Klassen unter 350 ccm Hubraum.
Alle sieben Runden musste hinter der Brücke (Bundesstraße über die Einfahrt zur Südschleife)
bei den am Fahrbandrand stehenden Uhren die Zeit gestempelt werden. Die geforderten
Durchschnittsgeschwindigkeiten von 61,5 km/h für die 50er Klasse bis hin zu 88,9 km/h für die
750er Klasse führten kaum zu Strafpunkten.
Nach der Hälfte der Distanz wurde eine Sprintrunde
über 5,13 km eingelegt. Dabei verunglückte Rüdiger Schwietring aus Obernkirchen
tödlich. Er stürzte im Streckenabschnitt "Bocksberg" in der Rechtskurve
mit seiner Honda 750.
6. Oktober 1973
Der siebte und letzte Lauf zur Deutschen Rundstrecken-Zuverlässigskeitsmeisterschaft
wurde auf der Südschleife incl. Start- und Zielschleife (= 7,747 Kilometer)
ausgetragen. Die Veranstaltung wurde vom MC Osning bei strahlendem Sonnenschein
veranstaltet. Trotz des guten Wetters waren die schattigen Streckenabschnitte
noch nicht abgetrocknet und es ereigneten sich einige Stürze.
In der Müllenbachkurve stürzte der Aachener Manfred Crützen mit seiner 250er Yahama.
Durch einen Pfosten des Maschendrahtzauns erlitt er tödliche Verletzungen.