Der Automobil-Club Saar schuf im Jahr 1963
mit anderen europäischen Automobilclubs den „Europa-Pokal für Tourenwagen“. Der
„Große Preis der Tourenwagen“ war der erste von 8. Läufen zu diesem Wettbewerb.
1963 durften maximal 96 Fahrzeuge an einem Rennen auf der Nordschleife
teilnehmen. Da sich mehr Bewerber bis zum Nennungsschluss gemeldet hatten,
musste einigen Teams abgesagt werden.
Das Training am Samstag fand bei regnerischem Wetter statt. Bei strahlendem
Sonnenschein kamen am Sonntag laut Veranstalter 40.000 Zuschauer zum Ring. Als
Starter fungierte um 10:00 Uhr Rennlegende Hans Hermann. Der Start erfolgte in
vier Startgruppen, wobei fünf Rennwagen in jeder Startreihe standen. Somit war
dichtes Gedränge im „Flaschenhals“ vor der Südkehre vorprogrammiert. In der
zweiten Startergruppe kam es prompt zu einer Kollision, der Horst Floth mit
seinem Volvo zum Opfer fiel. Der Volvo wurde um 180 Grad gedreht und Horst Floth
schaute seinen Konkurrenten "Auge in Auge". Für ihn war das Rennen nach den
ersten Metern bereits vorbei.
Von Anfang an bestimmten Peter Lindner
(Jaguar MK II) und Eugen Böhring (Mercedes 300 SE) das Tempo. Bereits in der
ersten Runde kam es im Streckenabschnitt „Kallenhardt“ zu einer
Massenkarambolage. Dies bedeutete das Aus für einige Teilnehmer. Andere
Beteiligten schleppten ihre Wagen an die Boxen zurück und konnten das Rennen
nach einer Reparatur wieder aufnehmen.
In der dritten Runde kam der Zweitplatzierte Eugen Böhringer von der Strecke ab
und ruinierte sich einen Reifen. Laut Reglement musste er den fälligen
Radwechsel selbst vornehmen. Nach einer Ewigkeit konnte er das Rennen auf der
25. Position wieder aufnehmen. In einer rasanten Aufholjagd fuhr Eugen Böhringer
mit 10:31,3 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit 130,1 km/h) einen neuen
Rundenrekord für Tourenwagen auf der Nordschleife.
Auffällig beim GP der Tourenwagen waren die völlig überfüllten Boxenanlagen.
Wobei dies weniger an den Fahrern und Mechanikern lag, sondern an den
Zuschauern, die in vorderster Reihe das Rennen mitverfolgten. Die Ordnungskräfte
mussten mehrmals die Zuschauer von den Boxen wegschicken.
Nachdem bis zur Mitte der Rennens Peter
Lindner/Peter Nöcker das Rennen anführten, übernahmen Mahle/Ott (Mercedes 220
SE) die Spitze. Doch in der 19. Runde schied der Wagen mit einer defekten
Hinterachse aus. Eberhard Mahle unterstütze anschließend die beiden Schwedinnen
Evy Rosqvist und Ursula Wirth auf ihrem Mercedes 220. Sie konnten das Rennen auf
dem 3. Gesamtrang (31 Runden) beenden. In ihrer Klasse bis 2500 ccm Hubraum
holten sie den Klassensieg.
In der Klasse 5 bis 1300 ccm Hubraum errang
Gerhard Bodmer den 3. Platz mit seinem Glas 1204. Bemerkenswert war, dass Bodmer
seine Motorhaube verlor und „oben ohne“ das Rennen zu Ende fuhr.
Nach 6 Stunden und 33 Runden sah Peter Lindner die Zielflagge. Nur noch die
Zweitplatzierten Böhringer/Glemser beendeten das Rennen ebenfalls nach 33
Runden. Alle anderen Teilnehmer waren überrundet worden.
Der Mercedes 300 SE von Eugen Böhringer/Dieter Glemser im Karussell.
Eberhard Mahle hat den Mercedes 220 SE von den Schwedinnen Evy Rosqvist
und Ursula Wirth übernommen. Er fuhr in 11:02,2 Minuten einen neuen
Rundenrekord für Tourenwagen bis 2500 ccm Hubraum.
Ursula Wirth hat gerade Evy Rosqvist abgelöst und verlässt die Boxenanlage.
Ablösung Evy Rosqvist und Ursula Wirth.
Ursula Wirth
Links im Bild Ursula Wirth und daneben Karl Kling.
Die Ordnungskräfte mussten mehrmals den Boxenbereich
räumen lassen, da viele Zuschauer sich unter die Rennfahrer und Monteure
gemischt hatten. Rechts im Bild: Evy Rosqvist.
Peter Lindner hat den Jaguar an Dieter Glemser übergeben.
Eugen Böhringer in der Klostertalkurve. Im Hintergrund ist der Übergang
zur Steilstrecke zu sehen.
Sieger in der Klasse bis 850 ccm Hubraum wurden die
Schweden Gösta Karlsson und Björn Rothstein auf Saab 96 Sport. Im
Gesamtklassement belegten sie den 12. Rang.
Die Schweden Ingemar Johansson und Olle Johansson belegten ebenfalls auf Saab 96 den 2. Platz in der
Klasse 3 bis 850 ccm Hubraum.
Startnummer 10: Gerhards aus Solingen belegte auf BMW
700 in der Klasse 2 bis 700 ccm Hubraum den 8. Platz. Im Hintergrund die
Startnummer 18 mit dem Fahrerduo Bongart/Edelhoff, die den 2. Platz in der
Klasse 2 belegten.
Der Niederländer Rob Slotemaker wurde Zweiter in der
Klasse 5 bis 1300 ccm Hubraum mit dem Austin Cooper.
In der Wehrseifenkurve machte der Franze Yvan Pillonel mit seinem BMW 700 einen
zweifachen Überschlag. Er fuhr das Rennen mit gesenktem Haupt unter dem
eingedrückten Dach zu Ende. Im Hintergrund ein havarierter Volvo am Anfang
der Steilstrecke.
Der zerstörte Volvo von Horst Floth. Direkt nach dem
Start im "Flaschenhals" vor der Südkehre war das Rennen beendet.
Furthmeyer/Schultze belegten mit dem Alfa Romeo Giulia
TI den 2. Platz in der Klasse 6 bis 1600 ccm Hubraum.
Zuschauerbereich zwischen Boschtribüne und Südkehre.
Bildmitte: Karl Kling.
Der Siegerwagen von Nöcker/Lindner beim Boxenstopp.
Peter Lindner sucht die Ideallinie im Karussell. Das
6-Stunden-Rennen beendeten die Sieger mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 124,6 km/h.
Für die Bilder und Informationen vom Großen Preis der Tourenwagen 1963 bedanken wir uns bei Dirk Rommelsheim.
Veröffentlichung: 13. Juli 2006
Letzte Aktualisierung: 29. Dezember 2017
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